Mach ein Spiel daraus

Je älter wir werden, desto weniger Zeit nehmen wir uns um zu Spielen. Angeblich beginnt nämlich als Erwachsener der Ernst des Lebens. Vielleicht hat man am Wochenende noch ein Tennismatch oder einen Spieleabend mit Familie und Freunden. Aber abgesehen davon, wird im Alltag nicht mehr gespielt, man muss ja schließlich den ganzen Tag arbeiten. Heißt das, dass wir als Erwachsene nicht mehr Spielen sollten?

Als Kinder verbringen wir den Großteil des Tages damit zu Spielen. Trotzdem ist das die Phase in unserem Leben, in der wir am meisten dazu lernen. Der Riesenvorteil bei Kindern ist, dass sie sich noch nicht zu viele Gedanken machen, wenn sie Fehler machen. Wenn ein Kind mit dem Laufen beginnt, lachen wir es nicht jedes Mal aus wenn es hinfällt, sondern loben es für jeden geschafften Schritt. Das ist als Erwachsener nicht mehr der Fall. Denk nur daran, wie nervös du warst oder bist, wenn du vor Leuten präsentieren oder eine Rede halten musst. Viele bekommen schon feuchte Hände, wenn sie nur daran denken.

Mark Rober ist einer der wenigen, der es geschafft hat, auch als Erwachsener gerne und viel zu spielen. Zum Beispiel baute er sich aus einem Laubgebläse eine Schneeballkanone, um seine Neffen zu attackieren. Außerdem baute er einen Hindernis-Parkour für Eichhörnchen und dokumentierte es in einem YouTube-Video. Wenn du also 20 Minuten deines Tages entbehren kannst, ist dieses Video eine klare Empfehlung. In seinem TED Talk beschreibt er den Super Mario Effekt. Er entwickelte ein Spiel, bei dem Code-Schnipsel in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen, um ein Auto ins Ziel zu lenken. 50.000 Personen haben dieses kleine Spiel probiert. Allerdings bekamen die Spieler unterschiedliche Punkte. Eine Gruppe bekam fürs Lösen der Aufgabe die vollen 200 Punkte, egal wie oft sie es probierten und bei der anderen Gruppe wurden für jeden Fehlversuch 5 Punkte abgezogen. In der Gruppe mit Punkteabzug probierten es die Spieler durchschnittlich 5 Mal und 52% schafften es. In der Gruppe ohne Punkteabzug probierten die Spieler es durchschnittlich 12 Mal und 68% schafften es. Selbst in einem kleinen Internetspiel, wo absolut niemand sehen wird wie viele Punkte wir erreicht haben, machen die Punkte einen derart großen Unterschied. Genau das beschreibt den Super Mario Effekt.

Weshalb dieser Name? Es war uns bei Super Mario nicht peinlich, dass wir in ein Loch gefallen sind oder dass uns der miese Hammerwerfer erwischt hat. Stattdessen hat man sich bei jedem Mal gemerkt, was schief gegangen ist und wie man es besser machen könnte. Ziel war es nur das Level zu schaffen und nicht möglichst selten dabei zu sterben. Diese Lockerheit sollten wir auch in viele Bereiche unseres Lebens übertragen. In gewisser Weise sind die Fähigkeiten im echten Leben ja vergleichbar mit einem Videospiel. Man muss Zeit investieren um die einzelnen Fähigkeiten zu verbessern, egal ob es sich dabei um Buchhaltung, Mathe oder eine Fremdsprache handelt.

Ich habe früher neben dem Sport auch viel Zeit mit Computerspielen verbracht. Ein Spiel, dass ich lange und gerne gespielt habe war Runescape, wo man ständig versucht hat seinen Avatar zu verbessern. Wenn man Fischen oder Jagen ging, stieg man Level auf und konnte mehr Dinge im Spiel freischalten. Auch Pokemon ist vergleichbar, wo man ständig neue Pokemon fangen muss und diese im Kampf verbessern. Man kann das als Analogie zu Fähigkeiten im echten Leben sehen. Man geht ins Fitnessstudio um stärker zu werden, geht laufen um die Ausdauer zu verbessern oder studiert JUS um Gesetzestexte zu verstehen und in dem Bereich arbeiten zu können.

Mit diesem Artikel will ich also nicht empfehlen, dass du dir jetzt die neueste Spielkonsole kaufst und das ganze Wochenende damit verbringst zu Zocken. Viel mehr solltest du Dinge im Alltag nicht so ernst nehmen und den Lernprozess in den Vordergrund stellen. Denn vielleicht bist du zwar extrem nervös, wenn du vor Leuten präsentieren oder eine Rede halten musst. Doch was ist das Schlimmste das passieren kann? Klar ist, dass du mit jedem Mal besser wirst und du deine Fähigkeiten verbesserst. Außerdem ist man auch nie zu alt um Dinge zu tun die einem Spaß machen. Also warum soll man als Erwachsener nicht mehr mit seinen Freunden in einen Trampolinpark gehen?

Abschließend noch ein Zitat von Oliver Wendell Holmes, Sr.:

„Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!“

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