Sparplan vs. Einmalinvestment

Das Thema Finanzen ist und bleibt für viele ein unangenehmes und daher gern verdrängtes Thema. Vielleicht haben wir es so lange aufgeschoben uns damit zu beschäftigen, dass sich ein beachtlicher Betrag am Konto angesammelt hat — wo unser Geld jedoch untätig bleibt und nicht für uns arbeitet. Doch spätestens wenn uns ein Sparbuch, eine Lebensversicherung oder gar ein größeres Erbe ausbezahlt wird, stehen wir vor der Frage: Was tun mit dem Geld? In diesem Artikel geht es daher um eine oft gestellte Frage: Soll man einen größeren Betrag auf einmal investieren oder lieber Stück für Stück über einen monatlichen Sparplan?

Die Suche nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt

Gleich zu Beginn möchte ich festhalten, dass sich für die meisten diese Entscheidung gar nicht stellt — es gibt schlicht keinen größeren Betrag, der darauf wartet investiert zu werden. Vielmehr geht es darum, wie wir mit einem geregelten Einkommen monatlich investieren und so Schritt für Schritt Vermögen aufbauen. In diesem Fall ist ein Sparplan, der automatisch einen Teil unseres Einkommens anlegt, die beste Lösung. Pay yourself first! (Lies dazu den Artikel: Wie Du finanziell unabhängig wirst)

Stehen wir allerdings tatsächlich vor der Entscheidung wie wir einen größeren Betrag investieren, müssen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob Einmalinvestment oder Sparplan. Die typische Situation sieht leider wie folgt aus:

Der Aktienmarkt ist auf einem Allzeithoch und wir reden uns deshalb ein, es sei eine schlechte Zeit zum Investieren. Also tun wir erstmal das was uns persönlich am liebsten ist: abwarten. Das fühlt sich gut an, denn wir haben uns mit dem Thema auseinandergesetzt und da wir noch keine Entscheidung getroffen haben, sind wir nicht mit dem unangenehmen Gefühl der Unsicherheit konfrontiert.

Was wir dabei vergessen ist, dass der Markt langfristig steigt, da auch die Weltwirtschaft wächst. Ein Wert in der Nähe des Allzeithochs ist damit nichts Ungewöhnliches.

Die Gefahr ist also, ständig nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt zu suchen und wegen der hohen Preise “noch” nicht zu investieren. So stehen wir über Jahre an der Seitenlinie und sehen zu wie der Markt weiter und weiter klettert.

Es ist verständlich. Wir haben Angst davor, genau vor einer Preiskorrektur einzusteigen.

Doch was ist die Alternative? Zu warten bis der Markt fällt und dann einzusteigen? Das klingt so einfach und ist vollkommen logisch, wenn wir die vergangenen Kursbewegungen betrachten. Mit Blick nach vorne sieht die Situation jedoch ganz anders aus.

Ist der Markt erst mal 20 Prozent gefallen, wissen wir nicht, ob das bereits alles war, oder ob es noch 20 Prozent weiter nach unten geht.

Und noch viel wichtiger: Es gibt einen Grund warum der Aktienmarkt um 20 Prozent gefallen ist. Das ist keine Zeit, in der wir voller Zuversicht auf den Finanzmarkt blicken und denken: “Endlich! Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt um einzusteigen”. Vielmehr ist es eine Zeit, geprägt von Negativität und Unsicherheit, in der wir uns fragen, ob sich der Markt überhaupt irgendwann wieder erholt.

Krisen sehen nur im Rückspiegel nach großartigen Kaufmöglichkeiten aus. Mit Blick nach vorne sind es einfach unangenehme und unsichere Zeiten.

Fakt ist: Wir wissen nicht, wie sich der Finanzmarkt entwickeln wird und somit sollten wir auch aufhören zu versuchen, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu erwischen. Je länger der Anlagezeitraum, desto unwichtiger der Einstiegszeitpunkt.

Der Cost-Average-Effekt

Einer der großen Vorteile eines Sparplans ist der Cost-Average-Effekt, auch “Dollar Cost Averaging” genannt.

Der Mechanismus ist folgender:

Wir kaufen monatlich zu einem fixen Geldbetrag Wertpapiere. Fallen die Preise dieser Wertpapiere, kaufen wir dadurch automatisch mehr. Steigt der Preis hingegen, können wir uns für denselben Geldbetrag nur weniger Stücke kaufen. Wir investieren also automatisch mehr, wenn der Preis günstig ist und weniger, wenn es teuer ist.

Ein simples Beispiel: Wir investieren monatlich 1.000 Euro und ein Aktienindex kostet im ersten Monat 250 Euro. Somit kaufen wir 4 Stück davon. Fällt nun der Markt um 20 Prozent — also von 250 auf 200 Euro — kaufen wir für dieselben 1.000 Euro im nächsten Monat 5 anstatt 4 Stück.

Das verringert bei großen Schwankungen unseren durchschnittlichen Kaufkurs. Wenn wir also regelmäßig investieren, wirkt sich dieser Cost-Average-Effekt positiv aus.

Soweit so gut. Was dabei allerdings nicht berücksichtigt wird, ist, dass bei einem größeren verfügbaren Betrag durch das langsame Einsteigen ein großer Betrag uninvestiert bleibt. Das Geld fängt also später damit an, sich zu vermehren.

Wir haben bereits festgehalten, dass wir nicht wissen, wohin sich die Preise entwickeln. Aber wir sind davon überzeugt, dass Unternehmen langfristig Gewinne erwirtschaften und somit der Markt langfristig steigen wird.

Wenn wir also glauben, dass die Preise durchschnittlich ansteigen, ist die Entscheidung zwischen Einmalinvestment und Sparplan eine Milchmädchenrechnung. Der Preis steigt im Durchschnitt, also ist es am besten so früh wie möglich investiert zu seien. Somit hat das Einmalinvestment durchschnittlich die Nase vorn.

Doch wie so oft, ist es in der Theorie einfacher als in der Praxis.

Eine Frage der Psychologie

Wenn wir uns die historischen Daten ansehen, stimmt es tatsächlich, dass das Einmalinvestment in über 80 Prozent der Fälle eine höhere Rendite bringt, als das Geld über einen Sparplan zu investieren. Diese Zahl steigt nur weiter an, je länger der Anlagehorizont ist.

Doch selbst mit diesem Wissen, würde ich nicht per se das Einmalinvestment bevorzugen. Warum? Weil wir nun mal keine rein rationalen Wesen sind.

Wir müssen uns immer auch fragen, wie uns das Investment psychologisch beeinflusst. Wenn wir ständig nur analysieren und nichts investieren, da wir uns davor fürchten, den falschen Investitionszeitpunkt zu erwischen, hat das Einmalinvestment entscheidende Nachteile.

Erstens, kann es uns davon abhalten überhaupt in die Gänge zu kommen und uns mit dem unangenehmen Thema Finanzen endlich auseinanderzusetzen. Und zweitens, selbst wenn wir es dann geschafft haben, den großen Betrag auf einmal zu investieren, verfolgen wir täglich die Entwicklung, um zu sehen, ob unsere Entscheidung die richtige war.

Genau diese kurzfristige Denkweise müssen wir ablegen. Unsere Veranlagung ist langfristig ausgerichtet und somit spielen kurzfristige Entwicklungen eine untergeordnete Rolle.

Wenn wir auch dann beruhigt schlafen können, wenn unser Portfolio vorübergehend 20 Prozent oder mehr verliert, ist es kein Problem, das Geld auf einmal zu investieren.

Hören wir allerdings die negativen Börsennachrichten und machen uns sofort Gedanken, ob wir nicht doch besser aussteigen sollten, dann ist diese Anlageform nicht die richtige für uns.

In diesem Fall ist ein Sparplan perfekt, da wir ihn einmalig einrichten und dann nicht mehr darüber nachdenken. Auch unsere Einstiegskurse verschwimmen über die Zeit. Es kann also sogar als Vorteil gesehen werden, wenn der Markt fällt, da wir so bei der nächsten Sparplanausführung mehr Firmenanteile für dasselbe Geld bekommen.

Das beste Investment

Was ist also das richtige Investment für uns? Es geht dabei nicht nur um die zu erwartende Rendite.

Ein halbes Prozent bei der Veranlagung herauszuholen bringt nichts, wenn wir dadurch gestresst verkaufen oder uns nicht trauen, einen größeren Teil unseres Vermögens zu investieren.

Der große Gamechanger in puncto Vermögensaufbau ist der Zinseszinseffekt und der wird durch das exponentielle Wachstum erst über längere Zeiträume interessant. Also auch wenn wir die Möglichkeit auf horrende Gewinne sehen, handelt es sich nicht um das optimale Investment, wenn wir uns nicht vorstellen können, es über Jahrzehnte durchzuhalten.

Das beste Investment ist jenes, das wir für lange Zeit ohne Unterbrechung wachsen lassen.

Jährliche Zuwächse von 50 Prozent oder mehr sind zwar nett, gehen aber immer mit einem gewaltigen Risiko einher. Solche Renditen lassen sich mit Sicherheit nicht langfristig erzielen.

Bei unseren Investments geht es also nicht nur um den jährlichen Wertzuwachs. Geld soll für uns arbeiten und uns nicht unsere Zeit oder unseren Schlaf rauben. Deshalb ist jene Anlageform die beste für uns, die wir beruhigt durchziehen können.

An ein gewisses Risiko sollten wir uns allerdings gewöhnen. Denn ohne jegliches Risiko, wird es schwer unser Geld vor der Inflation zu schützen. Mit den Schwankungen gelassen umzugehen, können wir auf jeden Fall lernen.

Deshalb bin ich ein klarer Befürworter davon, so früh wie möglich mit dem Investieren zu beginnen. So lernen wir bereits mit kleineren Beträgen, mit Preisrückgängen umzugehen.

Wir dürfen außerdem nicht vergessen, dass die hohen Kursschwankungen genau der Preis sind, den wir für die Rendite bezahlen. Eine sichere Veranlagung, die ohne Schwankungen tolle Gewinne abwirft, gibt es nicht. Würden die Preise einfach kontinuierlich steigen, würde jeder darin investieren und niemand würde die großartigen Gewinne erzielen.

Und keine Sorge, es ist normal, dass wir ein etwas mulmiges Gefühl haben, wenn wir mit großen Geldbeträgen hantieren. Das habe ich selbst nach Jahren in der Finanzbranche immer noch und das zeigt uns einfach, dass uns das Thema wichtig ist.

Wie heißt die alte Börsenweisheit so schön?

Der beste Moment zu investieren war gestern. Der zweitbeste ist jetzt.


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Buchempfehlungen

Rich Dad Poor Dad – Robert T. Kiyosaki

Ein Hund namens Money – Bodo Schäfer

Eigentlich ein Kinderbuch, aber die Hinweise darin sind auch für viele Erwachsene wertvoll und es ist super nett geschrieben.

Abschließend noch ein Zitat von Mellody Hobson:

„The biggest risk of all is not taking one.“

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