Wie du dich betäubst und was du dagegen tun kannst

Wie oft erlebst du einen Tag wirklich bewusst? Kann es sein, dass die letzten Jahre regelrecht verflogen sind und du dich kaum noch an etwas erinnern kannst? Gehst du betäubt durchs Leben, jeder Tag ist gleich und du bist kaum noch begeistert? Das muss nicht so sein. Als Kind wolltest du nicht schlafen und hast dich jeden Tag aufs Aufstehen gefreut. Du hattest den Drang etwas zu erleben. Genau dort wollen wir hin. Warum du dich betäubst und wie du aus dem Trott ausbrechen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Falsches Suchtverständnis

Vieles was wir über Süchte und Betäubungsmittel wissen ist schlichtweg falsch.

Es gibt diese berühmte Studie, in der Ratten in einen Käfig gesperrt werden und zwei Möglichkeiten haben: normales Wasser zu trinken oder stattdessen Wasser angereichert mit Heroin oder Kokain. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen was passiert.

Die Ratten entscheiden sich selbstverständlich für das mit Drogen versetzte Wasser. Sie betäuben sich ununterbrochen, bis sie schließlich an einer Überdosis sterben.

Die Erkenntnis? Wir haben einfach einen Hang dazu uns zu betäuben und es ist Teil unseres Naturells. Das ist häufig unser Suchtverständnis. Doch es ist falsch.

In welcher Situation sind die Ratten? Sie sind alleine, isoliert in einem Käfig. Es gibt nichts zu tun, außer sich mit dem seltsam schmeckenden Wasser zu betäuben. Selbstverständlich entwickeln sie eine Sucht. Doch das hat nichts mit dem wahren Leben zu tun. Daraus können wir nichts für uns Menschen ableiten.

Deshalb hat der Wissenschaftler Bruce Alexander Rat Park entworfen. Rat Park ist ein wunderbarer Park für Ratten. 200 Mal so groß wie der Standard-Laborkäfig, Bälle und Räder zum Spielen und Nahrung im Überfluss. Und noch viel wichtiger, sie hatten andere Ratten um sich herum. Sie hatten also soziale Kontakte und die Möglichkeit sich zu paaren.

Auch in Rat Park hatten die Ratten die Wahl zwischen normalem und mit Drogen versetztem Wasser. Die Resultate sind erstaunlich. In Isolation starben noch knapp 100 Prozent der Ratten an einer Überdosis. In Rat Park hingegen verstarb keine einzige Ratte an einer Überdosis.

Aus den Ergebnissen können wir so vieles lernen. Vielleicht nicht in Bezug auf die härtesten Süchte, wie Heroin oder Fentanyl. Doch wir als Gesellschaft betäuben uns auf verschiedenste Wege im Alltag.

Wenn du jetzt also denkst: “Ich habe ja sowieso keine Süchte. Das betrifft mich nicht.” Dann nimm dir nochmal kurz Zeit. Bist du wirklich vollkommen suchtfrei?

Natürlich, medizinisch gesehen wirst du höchstwahrscheinlich mit keiner Sucht kämpfen. Aber womit lenkst du dich ab von deiner Unzufriedenheit? AlkoholShoppingSocial MediaEssen?

Die negative Spirale

Unsere Mittel gegen Langeweile wirken auf den ersten Blick vielleicht harmlos. Was ist schon so schlimm daran, wenn du täglich mehrere Stunden auf Social Media verbringst oder einfach gerne isst?

Doch diese Dinge darfst du nicht isoliert betrachten. Sie beeinflussen unweigerlich all deine anderen Lebensbereiche.

Wenn du dich mit ungesundem Essen oder Alkohol betäubst, wird deine Gesundheit darunter leiden. Wenn du deinen Tag mit Social Media auf der Couch verbringst, verlierst du deinen Antrieb und schaffst es nicht, dich für Sport aufzuraffen.

Das führt langfristig unweigerlich zu weiteren Schwierigkeiten, die du dann erneut mit den selben oder neuen Betäubungsmitteln ausblendest.

All das knabbert an deinem Energie-Level und du schleifst dich regelrecht durch den Arbeitstag. So genießt du deinen Job auf keinen Fall. Du fühlst dich eingesperrt. Um auch etwas Kontrolle über dein Leben zu verspüren, schaust du auf Netflix deine Lieblingsserie bis spät in die Nacht. Du weißt natürlich, dass du am nächsten Tag wieder früh raus musst, aber du sabotierst dich selbst.

In dem Zustand strahlst du nicht unbedingt vor Lebensfreude. Und wer verbringt schon gerne Zeit mit jemandem, der sich durchs Leben zerrt?

Menschen, die einen ähnlichen Lebensstil verfolgen. Mit ihnen verbringst du zwar Zeit, aber verspürst dadurch nicht mehr Lebensfreude. Anstatt über Dinge zu reden, auf die du dich freust, was deine Ziele sind oder was du Spannendes gelernt hast, werden Probleme gewälzt. Jeder versucht ärmer zu sein, als der andere.

Oder es ist eine Freundesgruppe mit der du nur trinkst oder schlecht über andere Menschen redest.

All das ist ein Rezept für Unzufriedenheit.

Natürlich ist es eine etwas überspitzte negative Spirale, aber vielleicht erkennst du dich in gewissen Lebensbereichen wieder.

Leider glauben wir immer, die kleinen täglichen Entscheidungen machen sowieso keinen Unterschied. Doch die vielen kleinen, vermeintlich unbedeutenden Entscheidungen jeden Tag, sind alles was wir beeinflussen können. Das Leben besteht aus unzähligen scheinbar unwichtigen Ereignissen, die in der Gesamtheit unser Leben ausmachen (lies dazu auch: Winzige Veränderungen, außergewöhnliche Ergebnisse).

Die positive Spirale

Doch es gibt nicht nur eine negative Spirale, sondern auch eine positive. Dafür musst du einfach nur einen Schritt in die richtige Richtung gehen und dran bleiben.

Identifiziere also eine Gewohnheit, von der du weißt, dass sie dir nicht gut tut. Das kann ein Bier jeden Tag zum Abendessen sein oder fünf Netflix Folgen, wenn du eigentlich schon schlafen solltest.

Du musst realisieren, dass es nicht um die Sache selbst geht, die du bekämpfen musst. Klar kannst du dich mit Willenskraft davon abhalten, die negative Gewohnheit fortzuführen. Die Gefahr, wieder zurückzufallen oder stattdessen ein anderes Betäubungsmittel zu finden ist allerdings hoch.

Es geht nicht um die Substanz, sondern um deinen Käfig. Das Bier oder Netflix sind die Folge von deiner Unzufriedenheit mit deiner Gesamtsituation.

Geh fröhlich und freundlich auf deine Kollegen und Kunden zu. Sie werden dadurch ebenfalls besser gelaunt sein und das wiederum macht auch für dich die Arbeit angenehmer. Verabrede dich mit einer Freundin zum Sporteln. Oder geh am Abend einfach eine Runde spazieren anstatt dich vor den Fernseher zu legen.

Diese scheinbar winzigen Veränderungen führen vielleicht dazu, dass du nicht mehr das Bedürfnis verspürst, bis nach Mitternacht Serien zu schauen. Schließlich hattest du auch am Tag schon Freude und weißt, dass der nächste Tag ausgeschlafen noch schöner wird.

Bist du ausgeschlafen, wird es auch einfacher sich beim Essen für die gesunde Alternative zu entscheiden. Das gibt dir mehr Energie, wodurch es einfacher wird, dich für Sport aufzuraffen. Die positive Spirale kommt in Gang.

Möchtest du also ein gesünderes Leben leben? Dann beschäftige dich mit deinem Umfeld. Bevor du dich für Fast Food entscheidest, frage dich selbst ob du angespannt, hungrig oder müde bist. Ist das nicht der Fall und du freust dich einfach darauf eine feine Zeit mit deinen Liebsten zu verbringen, dann tip top. Wenn es allerdings eine der drei Optionen Anspannung, Hunger oder Müdigkeit ist, dann beschäftige dich mit dem wahren Problem und mach es nicht durch Fast Food noch schlimmer.

Dein Leben umzustellen und negative Gewohnheiten loszuwerden ist nicht einfach.

Das heißt vielleicht auch, dass du unangenehme Entscheidungen treffen musst. Du kannst zwar versuchen, deine Freunde mit auf den Weg zu nehmen. Wenn du hier jemanden findest, mit ähnlichen Ambitionen, ist das Gold wert und ihr könnt euch gegenseitig motivieren.

Doch leider wird es unweigerlich Menschen geben, die an ihrem unglücklichen, aber gewohnten Leben festhalten. Deine Veränderung zeigt ihnen, dass sie ihre Situation selbst in der Hand haben und das ist unangenehm. Deshalb werden sie versuchen dich zurück in ihr gewohntes Umfeld zu ziehen. Ist das der Fall, musst du wohl unweigerlich die Zeit mit ihnen reduzieren. Sie tun dir nicht gut und du kannst niemandem helfen, der sich nicht helfen lassen möchte.

Du solltest nicht versuchen, sofort dein gesamtes Leben umzukrempeln. Konzentriere dich vielmehr auf eine negative Gewohnheit, bring die positive Spirale in Gang und lebe ein Leben nach deinen Vorstellungen.


Weiterlesen:

Warum ich aufgehört habe Alkohol zu trinken

Wie wir uns selbst einsperren

Wie wir aus dem Trott ausbrechen

Buchempfehlungen

Der GO Giver! – Bob Burgh & John David Mann

The Big Five for Life – John Strelecky

Abschließend noch ein Zitat von Ralph Waldo Emerson:

„Happiness is a perfume you cannot pour on others without getting a few drops on yourself.“

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