Wie wir uns selbst einsperren

Der Umgang mit unseren persönlichen Finanzen ist entscheidend, wenn es um unser Glück und unsere Erfüllung im Leben geht. Doch leider machen wir alle vermeidbare Fehler. Wir sperren uns selbst ein. Wir müssen unserem Job nachgehen, um für unser Haus und unser luxuriöses Auto zu bezahlen. Dabei opfern wir unsere Freiheit, nur um für jene Dinge zu bezahlen, die wir uns selbst aufgebürdet haben. Warum wir das tun und wie wir es vermeiden können, erfährst du in diesem Artikel.

Ein selbstgebautes Gefängnis

Es ist verständlich. In unserem gesamten Umfeld sehen wir großartige materielle Dinge. Ein traumhaftes Haus, ein nagelneues Auto und dazu regelmäßige Urlaube an exotischen Orten. All das sehen wir nicht nur bei unseren Freunden, sondern in den sozialen Medien, bei Influencern und in den Serien oder Filmen, die wir konsumieren.

Dagegen erscheint uns unser Leben als langweilig und wenig erstrebenswert. Also fangen wir an, ebenfalls diese schönen Dinge zu kaufen. Wir arbeiten hart, also haben wir es auch verdient, uns etwas zu gönnen. Doch anstatt uns selbst etwas Gutes zu tun, sperren wir uns selbst ein.

Wenn wir unseren Lebensstil genau danach ausrichten, was wir uns mit unserem derzeitigen Einkommen leisten können, sperren wir uns selbst ein. Wir müssen nun 40 Stunden arbeiten, um uns all diese materiellen Dinge leisten zu können. Wir arbeiten also für diese Dinge.

Doch war das der Plan? Diese Dinge sollten uns doch etwas Gutes tun?

Die wohl größte Gefahr besteht bei der größten Investition in unserem Leben, dem Hausbau. Die finanzielle Planung und der dadurch resultierende Kredit richtet sich nach unseren derzeitigen Möglichkeiten. Selbst wenn alles nach Plan läuft, sind wir damit an unseren derzeitigen Verdienst gebunden und haben unsere Freiheit aufgegeben. Auch die Kinderplanung wird dadurch beeinflusst, da plötzlich eines der beiden Gehälter in einer Beziehung wegfallen würde. Kommt es zudem noch zu unerwarteten Kosten oder einer Trennung, kann uns das in den finanziellen Ruin treiben.

Ist es all das wirklich wert? Sollten wir wirklich an der Grenze von dem leben, was wir uns leisten können?

Ein großartiges Zitat dazu stammt von Nassim Taleb: “The three most harmful addictions are heroin, carbohydrates and a monthly salary”. Also: “Die drei schädlichsten Süchte sind Heroin, Kohlenhydrate und ein monatliches Einkommen”.

Status durch materielle Dinge

Im vergangenen Artikel habe ich von Status-Spielen gesprochen, die wir vermeiden sollten. Eine Unterform dieser Spiele bezieht sich auf unseren materiellen Besitz. Im Englischen spricht man von “Keeping up with the Joneses”. Dabei vergleichen wir unseren sozialen Status innerhalb unserer Nachbarschaft und es kommt zu einer immer größeren Akkumulation von materiellen Gütern.

Das Spannende dabei ist, dass es sich um einen selbstverstärkenden Effekt handelt. Die Nachbarin kauft sich einen neuen Audi und plötzlich verspüren wir das Bedürfnis uns einen größeren BMW zu kaufen. Das beeinflusst wiederum die Bedürfnisse aller anderen Nachbarn.

Du magst dir vielleicht denken, dass das auf dich mit Sicherheit nicht zutrifft. Doch unbewusst werden wir enorm von unserem Umfeld beeinflusst. Und natürlich betrifft dieser Effekt nicht nur die Nachbarschaft, sondern auch unser soziales Umfeld, unsere Arbeitskollegen, unsere Freunde und unsere Familie. Wir vergleichen uns mit anderen. Das wiederum beeinflusst maßgeblich unser Kaufverhalten.

Es gibt grundsätzlich zwei Wege, wie du Geld ausgeben kannst.

  1. Für Dinge oder Erlebnisse, die dein Leben leichter machen oder bereichern.
  2. Für materielle Dinge, die deinen Status signalisieren

Vor jedem größeren Kauf sollten wir uns die Frage stellen, ob es sich um den ersten oder den zweiten Weg handelt. Der erste Weg wird uns langfristig mehr Erfüllung bringen.

Allerdings ist diese Unterscheidung stark individuell.

Wenn du in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen bist und in deiner Kindheit die negativen Auswirkungen von Armut am eigenen Leib gespürt hast, kann ein Sportwagen die Bestätigung für dich sein, was du alles überwunden hast und dir jeden Tag Erfüllung bringen.

Wenn du allerdings in einer Familie aufgewachsen bist, in der Geld immer im Überfluss vorhanden war, kann ein Sportwagen das ultimative Symbol für Ego und persönliche Unsicherheit sein. Einfach ein Vehikel, um den eigenen Status zu signalisieren.

Einfachheit als Schlüssel

Der wichtigste erste Schritt, um uns aus unserem selbstgebauten goldenen Käfig zu befreien ist, unsere Finanzen in den Griff zu bekommen. Das heißt nicht mehr an der Grenze oder gar über unseren finanziellen Möglichkeiten zu leben. Das Ziel sollte sein, zumindest 20% vom Einkommen zu sparen bzw. zu investieren. Falls das noch unmöglich erscheint, starte mit 5% und arbeite dich Monat für Monat um 1% nach oben.

Dieser Schritt sollte uns vom Großteil der tagtäglichen Geldsorgen befreien, was bereits eine gewaltige Auswirkung auf unsere Zufriedenheit im Leben hat. Außerdem können wir uns danach der größeren Frage widmen: Wie verhilft uns Geld zu mehr Freiheit im Leben?

Das Ganze ist allerdings hauptsächlich eine Frage der Psychologie. Wir müssen also an unserer Einstellung zu materiellen Dingen arbeiten, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen. Solange wir teure Designerkleidung, Uhren und Autos auf ein Podest stellen und glauben, dass sie alle unsere Probleme lösen und uns endgültig glücklich machen, werden wir nie ein gewisses Maß an Freiheit genießen können.

Bestimmt hast du auch schon mal Wochen oder gar Monate auf einen gewissen Kauf hingefiebert. Vielleicht war es ein neues iPhone, ein neuer Laptop oder ein neues Auto. Die Vorfreude war riesig und du konntest es kaum erwarten. Heute hast du so viele dieser Dinge, von denen du dachtest, sie machen dich glücklich. Und? Bist du dankbar für diese Dinge? Oder siehst du sie bereits als selbstverständlich und hast neue Wünsche?

Falls du dich jetzt selbst dabei erwischt hast, ist das nichts Negatives. Es sollte dir zeigen, dass du nicht ständig mehr und mehr anhäufen musst, um glücklich zu werden.

Ich persönlich kaufe mir relativ selten etwas Neues. Und wenn, stelle ich mir die Frage, ob es etwas anderes ersetzt oder mir wirklich Mehrwert bringt.

Manche vermuten ich würde so wenige materielle Dinge kaufen um Geld zu sparen. Zugegeben, das ist ein angenehmer Nebeneffekt. Doch was mir viel wichtiger ist, es hält mein Leben einfach. Ich brauche mich nicht um ein Service, Parkplatzsuche, etc. kümmern, wenn ich kein Auto habe. Ebenso muss ich in der Wohnung nicht stundenlang sortieren oder aufräumen, da jeder Gegenstand seinen Zweck erfüllt.

Mir ist bewusst, dass jeder Kauf mich zwar kurzfristig glücklich machen würde. Mittel- bis langfristig allerdings, macht es mein Leben unnötig kompliziert. Ich brauche wenige Dinge. Wenn ich mir dann etwas kaufe, achte ich auf gute Qualität und gebe auch gerne mehr Geld aus.

Wenn du etwas Neues kaufst, trenne dich von etwas anderem, das du mit diesem Kauf ersetzt. So kaufst du bewusster und realisierst, wie oft Käufe rein aus dem positiven Gefühl direkt danach getätigt werden. Bereits nach einem Monat hast du keine Freude mehr daran, aber ein weiteres Ding, das dich einschränkt.

Hör also auf ständig neue Dinge anzuhäufen und suche nach Wegen, wie Geld dir zu mehr Freiheit verhelfen kann. Ansonsten halten dich deine eigenen Käufe im Hamsterrad und nehmen dir jegliche Freiheit. Auch wenn du dein Hamsterrad vergoldest, ist es immer noch ein Hamsterrad.

Lies dazu auch unbedingt diese beiden Artikel: “Durch Einfachheit zu mehr Glück im Leben” und “Macht Geld wirklich glücklich?”.

Buchempfehlung

The Big Five for Life – John Strelecky

Abschließend noch ein Zitat von Manoj Arora:

“You do pay a price for your Financial Freedom, but it is far lesser than what you pay for a Lifetime Slavery.”

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