Der Vergleich mit anderen

Wir alle vergleichen uns unterbewusst mit anderen. Ganz egal ob es Sport-Stars sind, Promis oder einfach nur Fremde, die uns beim Spazierengehen über den Weg laufen. Wir haben es in unserer Kindheit über Jahre praktiziert, um von anderen Dinge zu lernen. Doch wenn man Urlaubsbilder auf Instagram sieht oder ein allzu perfektes Leben zu Hause, fühlt man sich selbst oft schlechter. In diesen Fällen ist der Vergleich klar nachteilig und es sollte einem Bewusst sein, dass nicht immer alles so perfekt ist, wie es von außen oder auf Bildern oft scheint.

Wie stark der Einfluss sein kann, zeigen verschiedenste Studien. Um sich in Amerika an Universitäten zu bewerben, wird meist ein SAT Score verlangt. Das ist einfach ein standardisierter Test, der verschiedenste Fähigkeiten abprüft. Beobachtet man dann den Studienverlauf in Mathematik, ergibt sich ein spannendes Bild. Nach nur 2 Jahren haben bereits die Hälfte der Studenten aufgehört. Da ein Mathematik Studium kognitiv extrem fordernd ist, würde man vermuten, dass jene Studenten mit den schlechteren SAT Scores eher aufhören, da es zu schwierig ist. Genau das ist es, was man auch beobachtet. Das Drittel mit den höchsten SAT Scores macht den Großteil der Studenten aus die auch abschließen und das Drittel mit den schlechtesten SAT Scores sind jene, die am häufigsten das Studium abbrechen. Doch der spannende Punkt ist, dass dieses Phänomen sich bei allen getesteten Unis durchzieht. Der große Unterschied ist allerdings, dass die SAT Scores des schlechtesten Drittels an der Elite Uni Harvard genauso hoch sind, wie die des stärksten Drittels an einer durchschnittlichen Uni. Der Grund für den Studienabbruch ist also nicht, dass man mit dem Stoff nicht zurechtkommt, sondern dass die Studienkollegen besser damit zurechtkommen und man sich deshalb schlechter fühlt.

Der Fachausdruck für dieses Phänomen ist „Relative Deprivation“. Sie beschreibt, dass wir unsere Selbsteinschätzung immer relativ zu unserem Umfeld formen und nicht wie wir absolut abschneiden. Das ist der Grund, dass viele der Harvard Studenten das Studium abbrechen, obwohl sie eigentlich zu den begabtesten und am besten gebildeten Studenten im weltweiten Vergleich gehören. Doch der weltweite Vergleich interessiert uns nicht. Es ist einzig der Vergleich mit unserem unmittelbaren Umfeld.

In welchen Ländern sind die Selbstmordraten am höchsten? In glücklichen oder in unglücklichen Ländern? Die Antwort ist: in glücklichen Ländern. Das ist ein klassisches Beispiel für relative Deprivation. Ist man depressiv in einer Nachbarschaft, in der es dem Großteil der Menschen schlecht geht, geht es einem selbst nicht ganz so schlecht. Ist man hingegen depressiv in einer Nachbarschaft, in der jeder überglücklich ist und ununterbrochen von super Erlebnissen und Ausflügen schwärmt, geht es einem selbst noch schlechter.

Wir sehen also, welche Nachteile der Vergleich mit sich bringen kann. Deshalb ist die weitaus gesündere Variante, sich mit sich selbst zu vergleichen. Wir können versuchen uns selbst in verschiedensten Bereichen Tag für Tag zu verbessern. Startest du also gerade mit dem Laufen, dann mach eine Gewohnheit daraus jeden zweiten Tag laufen zu gehen und sieh den eigenen Fortschritt. Wenn du dich zu Beginn von 6:30 pro Kilometer auf 6:00 verbesserst ist das absolut grandios. Du solltest dich nicht mit der Person vergleichen, die seit 10 Jahren regelmäßig läuft und 4:00 pro Kilometer braucht. Der Vergleich ist nur dann wertvoll, wenn wir ihn nutzen um zu lernen. Wir treffen beispielsweise die Person, die 4:00 pro Kilometer läuft und nutzen die Gelegenheit um nach Tipps zu fragen bzw. um zu verstehen, wie die Person das geschafft hat.

Leider ist die erste Reaktion von vielen, die jemanden sehen mit etwas das sie auch gerne hätten, Neid. Viele haben eine richtige Abneigung gegen reiche Leute, da sie ihrer Meinung nach nur durch Gier und Skrupellosigkeit an ihr Geld gekommen sind. Doch der gesündere Ansatz wäre, sich selbst zu fragen wie die Person an den Reichtum gekommen ist. Wenn wir also jemanden sehen, der etwas Beneidenswertes erreicht hat, sollten wir nicht eifern, sondern versuchen Dinge zu lernen, die für uns persönlich auch hilfreich sein können, um unsere Ziele zu erreichen.

Genau das ist der Ansatz von Kindern und einer der Gründe warum das Vergleichen so tief in uns verankert ist. Hör also auf dich mit den super Bildern auf Instagram zu vergleichen oder mit den besten Studenten in deinem Jahrgang. Versuch einfach für dich persönlich das Maximum herauszuholen und du wirst sehen, dass du viel glücklicher und zufriedener bist.

Abschließend noch ein Zitat von dem dänischen Philosophen Søren Kierkegaard:

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“

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