Deep Work von Cal Newport war mein erstes Hörbuch im Jahr 2017. Ich war begeistert. In einer Gesellschaft, die in Ablenkungen und ständiger Stimulation versinkt, ist die Fähigkeit, sich konzentriert mit komplexen Themen auseinanderzusetzen, eine wahre Superkraft.
Aktuell höre ich Deep Work erneut und entdecke viele spannende Ideen. Eines dieser Goldnuggets ist das Konzept der produktiven Meditation. Was produktive Meditation ist und wie du sie für dich nutzen kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Nur ein Bruchteil erreicht unser Bewusstsein
Wie viele Minuten am Tag hast du wirklich die Möglichkeit, deine Gedanken wandern zu lassen? Gibt es überhaupt Momente, in denen keine Musik oder kein Podcast läuft, du dich nicht in Arbeit oder News-Seiten vertiefst und dich nicht mit Social Media oder Netflix ablenkst?
Wann konzentrierst du dich tatsächlich auf die eine Sache, die in diesem Moment vor dir liegt?
Ständig bist du unzähligen Einflüssen und Reizen ausgesetzt. Alles davon bewusst wahrzunehmen ist schlicht unmöglich. Deshalb filtert dein Gehirn rigoros.
Dieser Filter ist notwendig. Andernfalls wärst du mit all den Informationen maßlos überfordert. Dein Atem, die Temperatur auf deiner Haut, der Druck auf deinen Fußsohlen, die Verkehrsgeräusche draußen oder die unzähligen Details in deinem Blickfeld. All das ist nur ein Bruchteil dessen, was dein Gehirn jede Sekunde verarbeitet.
Um nicht überfordert zu werden, wird ein Großteil dieser Informationen ausgeblendet. Das bedeutet jedoch nicht, dass dein Gehirn sie nicht aufnimmt. Sie werden registriert und anschließend danach gefiltert, ob sie wichtig genug sind, deine bewusste Wahrnehmung zu erreichen.
Vielleicht kennst du diese Situation von einer Party.
Du bist in ein Gespräch vertieft, nimmst kaum wahr, was um dich herum passiert, und plötzlich hörst du deinen Namen am anderen Ende des Raumes. Von den anderen Gesprächen hast du nichts mitbekommen, doch dein Name sticht heraus.
Wie kann das sein? Du hast doch gar nicht zugehört.
Dein Gehirn hat dennoch alles im Hintergrund verarbeitet und dem Wichtigsten Zutritt zu deiner Wahrnehmung gewährt.
Dein Unterbewusstsein ist unglaublich mächtig. Es verarbeitet Informationen, löst Probleme und antizipiert. Und das alles, ohne dass du es bewusst steuerst.
Ideen in der Dusche
Besonders deutlich zeigt sich die Kraft unseres Unterbewusstseins, wenn die äußeren Einflüsse weniger werden. In der Dusche oder abends, nachdem du das Licht im Schlafzimmer abgedreht hast.
Vor Kurzem war ich selbst wieder davon beeindruckt. Über mehrere Tage haben wir in der Arbeit nach dem passenden Wochenende für unseren Betriebsausflug zum Skifahren gesucht. Ich war aktiv beteiligt und habe Kollegen motiviert, sich ebenfalls für dieses Wochenende anzumelden.
Einen Tag vor der Anmeldung liege ich im Bett, kurz davor einzuschlafen. Ich denke an nichts Bestimmtes. Plötzlich wird mir klar, dass ich mich für dieses Wochenende nicht anmelden kann. Meine Mutter hat an genau diesem Wochenende einen runden Geburtstag und wird sehr wahrscheinlich feiern.
Diese Information war die ganze Zeit vorhanden. Sie ging jedoch in all den anderen Gedanken, Hoffnungen und Verpflichtungen unter.
Solange dein Gehirn damit beschäftigt ist zu filtern und mehrere Aufgaben gleichzeitig zu lösen, bleibt für diese wertvollen Informationen aus dem Unterbewusstsein kein Platz.
Deshalb musst du deinem Gehirn auch die Möglichkeit geben, seine volle Wirkung zu entfalten.
Unbewusst passiert genau das häufig in der Dusche. Du bist wach, tust etwas Körperliches, das du bereits tausende Male gemacht hast und über das du nicht mehr nachdenken musst. Das warme Wasser prasselt auf deinen Kopf und du schaltest endlich mal ab.
In diesen seltenen Momenten, in denen du deinen Gedanken Raum gibst, entstehen oft die besten Ideen. Genau diesen Mechanismus wollen wir bewusst für uns nutzen.
Die Frage ist also, wie wir das tun können. Und genau hier kommt die produktive Meditation ins Spiel.
Produktive Meditation
Cal Newport definiert produktive Meditation als eine bewusste Praxis, bei der man körperlich etwas Einfaches tut, das kaum kognitive Aufmerksamkeit erfordert, und sich gleichzeitig aktiv mit einer konkreten Problemstellung auseinandersetzt.
Die Dusche erfüllt also bereits den ersten Teil dieser Definition. Du tust körperlich etwas Einfaches, ohne darüber nachdenken zu müssen. Noch wirkungsvoller wird produktive Meditation jedoch, wenn du sie gezielt auf eine spezifische Fragestellung anwendest.
Die wichtigsten drei Elemente dafür sind:
- Ein klar definiertes Problem
Es geht nicht um freies Grübeln, sondern um eine konkrete Fragestellung, wie:- Wie strukturiere ich meinen nächsten Blog-Artikel?
- Welche Argumente sprechen dafür oder dagegen?
- Wie löse ich ein bestimmtes Forschungs- oder Arbeitsproblem?
- Eine monotone, körperliche Aktivität
Typisch sind:- Spazierengehen
- Joggen
- Der Weg in die Arbeit (Zug, Bus, Straßenbahn)
- Haushaltsarbeiten
Wichtig ist, dass die Aktivität den Geist nicht beansprucht.
- Aktives Zurückbringen der Gedanken zum Problem
Die Gedanken werden versuchen abzuschweifen. Sobald dir das auffällt, bringst du sie bewusst wieder zum Problem zurück. Genau darin liegt der Trainingsaspekt.
Wie bei jeder Technik wirst du mit der Zeit besser darin. Fang deshalb mit kürzeren Denkzeiten an, um dein Gehirn schrittweise zu trainieren.
Über Jahre hast du dich an Ideen-Snacking gewöhnt. Immer mehr Input und die Hoffnung, dass schon etwas Brauchbares dabei sein wird. Wahrscheinlich ist es lange her, dass du dich über einen längeren Zeitraum strukturiert mit einem komplexen Problem auseinandergesetzt hast, ohne dich von Ablenkungen unterbrechen zu lassen.
Baue diese Zeiten bewusst und schrittweise in deinen Alltag ein. Dein Gehirn wird lernen, länger bei einem Problem zu bleiben und dadurch bessere Antworten zu finden.
Lege dafür ein Problem fest, das dich schon länger beschäftigt, und geh locker laufen oder spazieren. Ohne Musik, ohne Podcast. Nur du und deine Gedanken.
Oder wenn du auf dem Weg zur Arbeit ein Hörbuch hörst und eine spannende Idee erwähnt wird, stoppe es bewusst. Nimm dir Zeit und überlege, was diese Idee für dein Leben bedeutet und wie du sie konkret nutzen kannst.
Erst wenn du die Information verarbeitet und mit möglichen Anwendungsfeldern verknüpft hast, hörst du weiter. So gibst du deinem Gehirn die Chance, Ideen wirklich umzusetzen, statt es sofort mit neuen Reizen zu überfluten.
In einer schnelllebigen Zeit voller Ablenkungen wird es immer wertvoller, sich konzentriert und strukturiert mit komplexen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Du hast diese Fähigkeit bereits. Du musst nur lernen, sie wieder bewusst zu nutzen.
Nimm dir heute bewusst zehn Minuten. Kein Input, keine Ablenkung. Nur eine Frage, die dich wirklich beschäftigt.
Deep Work habe ich damals mit dem gratis Credit im Audible Probeabo “gekauft”. Das Buch darf man auch nach Kündigung des Abos behalten. So profitiere ich noch heute davon. Falls du noch nie Hörbücher gehört hast, kann ich dir Audible nur empfehlen. Mögliche Bücher für deinen gratis Credit findest du hier: Bücherliste.
Weiterlesen:
“Fühlst du dich ständig gestresst?”
“Der Puffer der Freiheit: Wie du die Erfolgsfalle vermeidest”
“Wie wir uns selbst einsperren”
Buchempfehlungen
Konzentriert Arbeiten – Cal Newport
Hier die deutsche Version des Bestsellers Deep Work.
Slow Productivity – Cal Newport
Abschließend noch ein Zitat von Francis Bacon:
„Silence is the sleep that nourishes wisdom.“
Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.
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