Ich bin überzeugt, dass wir alle ein freieres und selbstbestimmteres Leben führen können, wenn wir uns endlich mit unseren Finanzen beschäftigen. Allerdings lernen wir leider nirgends den Umgang mit Geld. Deshalb übernehmen wir einfach das, was alle anderen tun, und passen uns an. Wir leben durchschnittlich und übersehen dabei, dass ein durchschnittlicher Bürger in einer lausigen finanziellen Situation ist. Das muss nichts so sein. Ausgaben aus einem bestimmten Blickwinkel zu betrachten, kann uns dabei helfen, uns endlich in Richtung finanzieller Unabhängigkeit zu führen.
Die große Versuchung
Wir sind alle dazu verleitet, immer den neuesten und schönsten Dingen hinterherzujagen. Das ist auch völlig verständlich. Bereits das Objekt der Begierde anzusehen und uns darüber zu informieren bereitet uns Freude. Wenn wir es dann endlich in den Händen halten, werden wir von Glücksgefühlen überströmt.
Das Problem dabei? Diese Glücksgefühle halten nur sehr kurz an. Wenige Tage und wenn wir Glück haben vielleicht wenige Wochen. Doch dann ist dieses Produkt vollkommen selbstverständlich und wir haben bereits das Nächste im Auge, was uns dann endlich glücklich machen soll.
Evolutionär gesehen ist dieser Trieb nach Statussymbolen verständlich. Er soll uns helfen, in der sozialen Hierarchie aufzusteigen und somit die Chancen erhöhen, einen Partner zu finden.
Allerdings überschätzen wir maßlos, wie viel uns diese neu gekauften Dinge tatsächlich an Bewunderung einbringen. Sie fallen nämlich kaum jemandem auf, außer uns selbst. Andere Menschen sind, wie wir, damit beschäftigt, sich auf die eigenen Statussymbole zu konzentrieren.
Selbst wenn das Produkt tatsächlich jemand anderem auffällt, führt das selten zu mehr Bewunderung. Vielmehr denkt sich die betrachtende Person, wie sehr sie bewundert werden würde, wenn sie das Ding hätte.
Morgan Housel nennt dieses Phänomen das “Man in the Car Paradox”. Wenn wir eine Person in einem Ferrari sehen, bestaunen wir nicht die Person darin, sondern stellen uns vor, wie wir in diesem Auto bewundert werden würden.
Diese Erkenntnis ist so simpel und trotzdem wahnsinnig schwer umzusetzen. Denn dazu braucht es eine satte Portion Selbstvertrauen. Wir müssen einen Punkt anstreben, an dem wir mit uns selbst als Person so zufrieden sind, dass wir keine Bestätigung mehr von außen brauchen.
All diese Statussymbole kosten Geld und zwar richtig viel. Sie passen sich nämlich an unsere finanzielle Situation an. Als Jugendliche ist die Weste um 80€ bereits Luxus. Später gibt es Pullover um 300€ und wenn wir uns an die mal gewöhnt haben, warten auch noch jene um mehrere tausend Euro. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Die Ziellinie verschiebt sich wie immer weiter und wir kommen nie an. Deshalb müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir durch Käufe langfristig glücklich werden können.
Leider haben die wenigsten von uns gelernt, mit unserem Geld etwas anderes zu machen, als uns Dinge zu kaufen. Allerdings ist das nur eine der fünf Arten unser Geld auszugeben und leider auch jene, die uns am wenigsten Glück bereitet. Lies dazu den Artikel “5 Arten dein Geld auszugeben und welche dich wirklich glücklich machen”.
Obwohl wir alle behaupten gerne freier und selbstbestimmter zu leben, tun wir nichts, um diesem Ziel näher zu kommen.
Eine bestimmte Denkweise zu etablieren, kann uns genau dabei helfen. Denn bei jedem Kauf gibt es Kosten, die wir übersehen.
Opportunitätskosten
Es handelt sich wohl um eines der wichtigsten Konzepte in der Ökonomie und leider wissen trotzdem nur wenige davon: Opportunitätskosten.
Wenn wir über unseren Job zum Abendessen eingeladen werden, scheint der Restaurantbesuch kostenlos zu sein. Falsch. Obwohl wir nichts fürs Essen bezahlen, verlieren wir die Möglichkeit, die Zeit anderweitig zu nutzen. Wir verlieren dadurch die Möglichkeit, den Abend mit unseren Kindern zu verbringen oder Trainieren zu gehen.
Das sind Opportunitätskosten, also die Kosten für entgangene Alternativen. Deshalb auch der berühmte Spruch in der Ökonomie “There is no such thing as a free lunch”.
Gehen wir von einem einfachen Beispiel aus.
Wir kaufen ein Auto um 25.000€. Kein utopischer Betrag und die Kosten für den Kauf sind wohl recht offensichtlich. Wenn wir es über einen Kredit oder Leasing finanzieren, wird es einfach noch etwas teurer.
Zusätzlich fallen natürlich Kosten für Sprit, Versicherung, etc. an. Doch darauf will ich gar nicht hinaus.
Es gibt einen weitaus wichtigeren Kostenfaktor, den die wenigsten berücksichtigen: Opportunitätskosten.
Wir hätten diese 25.000€ nämlich auch für etwas anderes verwenden können. Zum Beispiel, um es zu investieren und das Geld für uns arbeiten zu lassen.
8 Prozent Rendite sind in den vergangenen Jahrzehnten nicht unrealistisch. Das heißt, hätten wir die 25.000€ nicht für ein Auto ausgegeben, sondern investiert, sieht unsere Situation folgendermaßen aus.
Wir haben immer noch die 25.000€ und zusätzlich verdienen wir damit pro Jahr 2.000€. Das heißt alleine von den Erträgen können wir unser Leben lang unseren Sommerurlaub finanzieren. Oder wir lassen auch diese zusätzlichen Erträge weiter wachsen. Denn auch Erträge von 2.000€ verdienen schon im nächsten Jahr weitere 160€.
Es kommt immer auf die Situation an, was nun die bessere Alternative ist und das ist völlig individuell. In manchen Fällen ist ein neues Auto notwendig und die 25.000€ sind dort besser investiert. Doch schon die Erkenntnis, dass Ausgaben immer relativ zu anderen Alternativen betrachtet werden, ist wahnsinnig wertvoll.
Bei verlockenden materiellen Dingen ist es schwer Nein zu sagen. Mit einem Nein entscheidet man sich jedoch nur gegen eine Option. Mit einem Ja hingegen entscheidet man sich gegen alle anderen Optionen.
Die Gefahr bei all diesen Beispielen ist, dass wir plötzlich für nichts mehr Geld ausgeben möchten. Jeden verfügbaren Euro fünf Mal umzudrehen klingt zwar löblich, macht unser Leben aber unnötig kompliziert und führt zu weniger Zufriedenheit. Das ist auch nicht erstrebenswert.
Es ist also ein Balanceakt zu lernen, wofür wir gerne Geld ausgeben, was uns tatsächlich Freude bereitet und was uns anderseits nur für wenige Tage glücklich macht.
Lies deshalb auch den Artikel: “Die Kunst Geld auszugeben”.
Unabhängigkeit
Der Weg in die finanzielle Unabhängigkeit ist in der Theorie recht simpel.
Wir müssen mehr verdienen als wir ausgeben und die Differenz investieren. Das wiederholen wir Monat für Monat und arbeiten daran, die Differenz zu erhöhen.
Mir ist vollkommen bewusst, dass das für viele alles andere als leicht ist. Doch unsere persönlichen Finanzen in den Griff zu bekommen, ist unbedingt notwendig. Haben wir die anfänglichen Unannehmlichkeiten mal überwunden, bereitet uns der Vermögensaufbau langfristig Freude und wirkt sich positiv auf all unsere Lebensbereiche aus.
Schon alleine unser persönliches Portfolio kontinuierlich wachsen zu sehen, ist eine Form des Fortschritts und gibt uns Zufriedenheit.
Ein weiterer schwer unterschätzter Vorteil ist, dass wir uns nicht mehr mit kleinen finanziellen Entscheidungen beschäftigen müssen. Wenn wir Lust auf Heidelbeeren haben, kaufen wir sie uns einfach und überlegen nicht, ob es die drei Euro wert sind. Das gesündere Gericht im Restaurant kostet vielleicht zehn Euro mehr, aber das spielt keine Rolle mehr.
Wir sind in der glücklichen finanziellen Lage, in der wir uns auf unser Leben konzentrieren können und uns nur noch über große finanzielle Entscheidungen Gedanken machen müssen.
Der wohl größte Vorteil ist das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit.
Es bereitet uns keine schlaflosen Nächte, wenn die Spülmaschine kaputtgeht. Eine unerwartete Ausgabe fürs Auto sorgt nicht für Unsicherheit.
Verlangt unsere Arbeit etwas, das nicht mit unseren Werten übereinstimmt, fällt es uns leichter das Richtige zu tun. Wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, haben wir jederzeit die Möglichkeit zu gehen. Wir sind von niemandem abhängig und können ein völlig selbstbestimmtes Leben führen.
Der Schritt in die Selbstständigkeit wird weniger angsteinflößend. Der Karrierewechsel in Richtung mehr Leidenschaft wird einfacher. Und wenn man Stunden reduzieren möchte, da Enkelkinder im Anmarsch sind, ist das auch problemlos möglich.
Sind wir in einer soliden finanziellen Situation, nimmt Geld einen immer geringeren Platz in unserem Leben ein. Wir haben die Freiheit, uns auf jene Dinge zu konzentrieren, die uns tatsächlich wichtig sind.
Also, fang heute damit an, deine Finanzen in den Griff zu bekommen. Dein zukünftiges Ich wird es dir danken.
Weiterlesen:
“5 Arten dein Geld auszugeben und welche dich wirklich glücklich macht”
“Wie Du finanziell unabhängig wirst”
“Warum möchtest Du reich werden?”
Buchempfehlungen
Rich Dad Poor Dad – Robert T. Kiyosaki
Der Weg zur finanziellen Freiheit – Bodo Schäfer
Abschließend noch ein Zitat von Tony Robbins:
„You either master money or, on some level, money masters you.“
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