Unglücklich im Urlaub

Es ist endlich soweit. Du fährst in den langersehnten Urlaub. Weg von all dem Alltagsstress und ab in eine fremde, neue Welt. Im Urlaubsziel angekommen, suchst du allerdings vergeblich nach dem gewünschten Glücksgefühl. Die Vorfreude war groß, doch es fühlt sich nicht an wie erwartet. Deiner Reisebegleitung geht es ähnlich und plötzlich fangt ihr sogar an euch zu streiten. Im Urlaub? Wie kann es sein, dass du dich unglücklich fühlst, obwohl es die schönste Zeit des Jahres sein sollte? Warum es vielen Menschen so geht und was du dagegen tun kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Unrealistische Erwartungen

Der Urlaub soll endlich die Erlösung sein von all der harten Arbeit und dem Stress des Alltags. Wohlverdient möchtest du das ganze Gewicht mal ablegen und zwei Wochen genießen.

Du packst deine Sachen und fährst mit deiner besseren Hälfte zum Flughafen. Eigentlich sollte hier die Vorfreude noch weiter ansteigen, doch der Stress und die ungewohnte Situation am Flughafen reichen aus, um zu den ersten Reibereien zu führen.

Reist du mit dem Auto an, stehst du plötzlich im Stau, weil all die nervigen Touristen zur selben Zeit in Urlaub fahren möchten wie du. Auch das bringt nicht die erhoffte Entspannung.

Endlich im Hotel angekommen muss alles perfekt sein, schließlich bezahlst du ja für diese Erfahrung. Das Maximum ist plötzlich die Minimalanforderung. Dadurch fokussierst du dich auf all die negativen Dinge. Kleinigkeiten werden plötzlich zu einem Problem und wir sehnen uns nach den wenigen Annehmlichkeiten, die zuhause besser sind, obwohl wir von dort unbedingt weg wollten.

Der Wasserdruck der Dusche ist zu gering, das Leitungswasser schmeckt nach Chlor und es gibt kein Porridge beim Frühstücksbuffet. Du bist an einem wunderschönen, neuen Ort und trotzdem sind das die Themen, die dich beschäftigen.

Alleine die Tatsache, dass wir uns über solche Lappalien aufregen zeigt, in welch privilegierter Situation wir uns befinden. Hätten wir wahre Probleme, würde uns ein schlecht geputzter Raum oder ein dreckiges Tischtuch nicht ansatzweise interessieren. Doch das ist uns in dieser Situation nicht bewusst.

Selbstverständlich merkst du auch selbst, dass du nicht zufrieden bist. Das Gefühl ist völlig anders, als du es dir vorgestellt hast. Diese Erkenntnis vergrößert den Unmut noch weiter. Du hättest überglücklich sein sollen und jetzt ist es doch wie zuhause. Du realisierst, dass du hierfür gearbeitet hast, dein schwer verdientes Geld ausgibst und dennoch vergeblich nach dem erhofften Glücksgefühl suchst.

Leider bist du nicht der Einzige, der diesen Unmut von unerfüllten Erwartungen verspürt. Zudem ist man im Urlaub immer wieder ungewohnten Situationen ausgesetzt. Das ist eine potente Mischung um einen Streit anzuzetteln, was wohl erklärt warum je nach Umfrage jedes vierte oder sogar jedes zweite Paar im Urlaub streitet.

Ausbruch aus dem Alltag

Da man im Urlaub versucht aus dem Alltag auszubrechen, sieht man zwei Extreme. Einerseits wird die freie Woche vollgestopft mit neuen Erfahrungen, um all das nachzuholen, worauf man im Alltag verzichtet. Andere versuchen im Urlaub absolut gar nichts zu tun, um endlich mal abzuschalten.

Stress im Urlaub

Um deinen Urlaub zu etwas ganz Besonderem zu machen, möchtest du so viel wie möglich erleben. Du hetzt dich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und gönnst dir kein bisschen Zeit um all die neuen Erfahrungen zu genießen.

Du kannst nicht einfach mal ein Buch lesen oder ein Mittagsschläfchen machen. Schließlich bist du in einer fremden Stadt, die darauf wartet erkundet zu werden.

Doch mit dieser Einstellung genießt du die Zeit kaum. Zuhause würdest du auch nicht ununterbrochen Gas geben – ohne eine Pause.

Du versuchst verzweifelt all die Zeit, die du dir im Alltag nicht für dich nimmst, nachzuholen.

Langeweile im Urlaub

Auch das genaue Gegenteil kann zum Problem werden. Vielleicht wolltest du im Urlaub einfach mal gar nichts machen. Eine Woche im Wellness-Tempel oder am Strand, wo du dich um nichts kümmern musst.

Doch du bist es nicht gewohnt so viel Zeit zu haben. Den ganzen Tag zu lesen oder zu schlafen ist auch irgendwie langweilig. Wie löst du dieses Problem?

Anstatt mal abzuschalten verbringst du mehrere Stunden am Tag mit Social Media. Dort siehst du all die perfekten Urlaubsfotos deiner Freunde. Es hat den Anschein, als würden die anderen all die Glücksgefühle erleben, auf die du so stark gehofft hast.

Dass diese Fotos nicht die Realität widerspiegeln, sieht man leider nicht. Jeder lächelt und wahrt den Schein eines perfekten Urlaubes. Auch wenn man sich 5 Minuten zuvor noch über die vielen Touristen beschwert oder mit seiner Reisebegleitung gezankt hat.

Der verzweifelte Versuch

Beide Extreme, der Stress und auch die Langeweile, führen nicht zum gewünschten Ergebnis. Also müssen wir einen anderen Weg finden, um den Urlaub unvergesslich werden zu lassen.

Plötzlich fangen wir an Dinge zu kaufen, die uns zuhause zu teuer wären. Kleidung, Schmuck, neue Schuhe oder den völlig überteuerten Cocktail.

Das ist der verzweifelte Versuch, den Urlaub zu etwas ganz Besonderem zu machen. Du versuchst verbissen, endlich das gute Gefühl zu erreichen, dass du dir vom Urlaub erhofft hast.

Warte nicht auf den Urlaub

Jeder braucht mal eine Pause von dem Alltagsstress und den unzähligen Verpflichtungen. Doch plötzlich alles anders zu machen, egal ob die stressige oder die langweilige Variante, lässt dich häufig nicht abschalten.

Entweder der ganze Tag ist vollgeplant und du gibst dir nicht mal eine Stunde zum runterkommen. Oder dir ist langweilig und du hinterfragst was du hier eigentlich machst. In beiden Fällen nimmst du dir keine Zeit für Sport, denn es ist ja Urlaub. Zudem isst du nur ungesund, da du dir endlich etwas gönnen möchtest.

Was du dabei vergisst? Wenig Bewegung und schlechte Ernährung geben dir nicht nur langfristig ein schlechtes Gefühl. Du hast auch am Tag viel weniger Energie.

Versteh mich nicht falsch, du sollst auf keinen Fall wie ein Asket auf die Ernährung achten oder deinen Trainingsplan weiter durchziehen. Es geht einfach darum, sich etwas zu bewegen, mit einem Morgenspaziergang oder einem gemütlichen Lauf um die Gegend zu erkunden.

Es bringt auch nichts den vierten Burger an zwei Tagen zu essen, auf den du gar keine Lust mehr hast. Doch leider tun wir häufig genau das. Auch hier ist die Mischung das Optimum. Es sollen unbedingt die großartigen Gerichte am Plan stehen, aber auch mal ein gesundes Frühstück, um deinem Körper eine Pause zu geben.

Generell musst du versuchen die utopischen Erwartungen abzulegen. Der Urlaub ist etwas Besonderes, aber kein Allheilmittel.

Es wird nie alles nach Plan laufen. Kleine Unannehmlichkeiten gehören dazu und machen den Urlaub spannend. Sie erweitern den Horizont und dein Vertrauen in dich selbst, dass du mit jeder Situation umgehen kannst.

Wie im Alltag, ist auch im Urlaub folgende Verhaltensweise maßgeblich an unserem Glück beteiligt: Die Kunst zu unterscheiden, was wir ändern können, was nicht und uns nur auf das zu konzentrieren, was wir tatsächlich selbst in der Hand haben.

Auch wenn es manchmal den Anschein hat, es ist kein Wettbewerb, wer den beeindruckendsten Urlaub erlebt. Wann immer du also merkst, dass du nur an einen Ort möchtest, um es danach auf Social Media posten zu können, solltest du skeptisch werden.

Die Zeit ist für dich bzw. euch. Niemand zwingt dich dazu all die touristischen Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Mach auf was du Lust hast. Das Wichtigste ist vielmehr all die neuen Erfahrungen bewusst und präsent zu erleben.

Schlussendlich kann der Urlaub nicht kompensieren, dass du mehr als 40 Wochen im Jahr unglücklich bist. So wirst du unweigerlich auch im Urlaub unglücklich sein.

Warte nicht nur auf deine wohlverdiente Auszeit, um der Mensch zu werden, der du sein willst. Du nimmst dich selbst überall hin mit. Noch so weit von zuhause zu fliehen wird also nichts bringen, wenn du mit dir selbst unzufrieden bist.

Werde eine Person mit der du selbst gerne Zeit verbringst. Dann wirst du auch deinen Urlaub genießen.


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Ein Leben in dem wir keinen Urlaub brauchen

Die Illusion der perfekten Beziehung

Buchempfehlung

Die subtile Kunst des darauf Scheissens – Mark Manson

Abschließend noch ein Zitat von David Steindl-Rast:

“It is not joy that makes us grateful; it is gratitude that makes us joyful.”

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