Es gibt keine Lösungen, nur Trade-Offs. Das zu realisieren ist hart.
Am liebsten würdest du in allen Lebensbereichen großartig sein. Einfach alles, was du angehst, meistern und exzellent sein. Das ist ein edler Anspruch, aber vollkommen unrealistisch.
Zeit, die du in einem Bereich investierst, kannst du nun mal nicht gleichzeitig für einen völlig anderen Bereich aufbringen. Das zu akzeptieren ist schwer. Du musst bestimmte Wünsche aufgeben, um ein freies Leben ganz nach deinen Vorstellungen leben zu können.
Das Streben nach Utopie
Ich wette, auch du willst dich gesünder ernähren, mehr trainieren und genügend schlafen.
Aber du möchtest natürlich auch ein guter Partner, eine Top-Arbeitskraft und ein großartiger Vater sein. Für deine Freunde willst du dir ebenfalls mehr Zeit nehmen, genauso wie für deine Hobbies.
Und jetzt kommt die Überraschung: Du fühlst dich gestresst, überfordert und hättest gerne mehr Zeit für all die Dinge, die dir wichtig sind.
Doch diese negativen Gefühle bürdest du dir selbst auf. Es ist einfach ein utopischer Anspruch.
Du wirst kein Schachgroßmeister werden und gleichzeitig der beste Tennisspieler in deinem Verein sein. Und selbst wenn dir dieses Kunststück gelingt, wirst du nicht mehr ausreichend Zeit für deine Beziehungen und deine Karriere finden.
Als Mensch mit hohen Ambitionen ist das schwer zu akzeptieren.
Das ist auch mir bewusst, denn diesen Beitrag schreibe ich vorrangig für mich selbst. Ich möchte in allem was ich tue exzellent sein.
Das wäre ein erreichbares Ziel, wenn ich mich voll und ganz auf eine einzige Sache fokussieren würde, doch das kommt für mich nicht in Frage.
Niemals würde ich über einen längeren Zeitraum meine Beziehungen, meinen Schlaf oder den Sport aufgeben, um ein Ziel zu erreichen. Meine Gesundheit und meine Lebensfreude haben einfach Priorität.
Zu meiner Zeit als Student hat das noch funktioniert. Mehr Optimierung, mehr Disziplin und Beständigkeit reichten aus, um in den wenigen Bereichen stark zu werden. Doch mit mehr Expertise kommen auch mehr Möglichkeiten.
Plötzlich steht man vor dem “Problem”, dass man auch großartige Möglichkeiten ziehen lassen muss, da einfach nicht genug Zeit und Energie dafür verfügbar ist.
Aus meiner früheren Zeit war ich gewohnt, dass durch noch mehr Optimierung, auch noch mehr möglich war. Doch es kommt der Punkt, an dem zu viel Optimierung ineffizient wird.
Und genau dann musst du dich mit der unangenehmen Frage beschäftigen:
Was bist du bereit aufzugeben?
Was bist du bereit aufzugeben?
Wenn du dich mit dieser Frage beschäftigst, gibt es zwei enorm wichtige Stufen in deinem Leben.
Die erste ist, unwichtige Dinge zu akzeptieren. Zu Beginn werden sie dich noch stören, doch du kannst lernen, dein Lebensglück nicht davon abhängig zu machen.
Wenn du unglücklich bist, mach eine Pause und frag dich, welche deiner Erwartungen nicht erfüllt wurde. Mit der Zeit wirst du realisieren, wie vielen unwichtigen Ereignissen du erlaubst, deine Lebensfreude zu stören.
“Mein Kaffee ist etwas zu kalt”, “Ich wünschte es wäre wärmer”, “Warum fährt der Idiot vor mir so rücksichtslos?”
Mit etwas Abstand, sind das völlig lächerliche Dinge. Trotzdem regst du dich auf. Du hast alles, was du für ein zufriedenes Leben brauchst und lässt dich von solchen Lappalien negativ beeinflussen.
Diese erste Stufe zu meistern ist nicht einfach. Aber schon dieser Schritt allein kann dein Lebensglück auf ein ganz neues Level heben.
Doch noch schwieriger ist der zweite Schritt, nämlich jene Dinge aufzugeben, die dir tatsächlich wichtig sind.
Hier geht es nicht mehr darum, dass dir der Kellner das falsche Essen bringt. Es geht um Aspirationen, die du seit Jahren in dir trägst.
Du hältst an Zielen fest, von denen du weißt, dass du nichts dafür tust. Wenn es so weiter geht, wirst du sie auch in 10 Jahren nicht erreichen. Sie sind also nichts anderes als selbst auferlegte Unzufriedenheit.
Oliver Burkeman beschreibt in seinem sensationellen Buch “Four Thousand Weeks” einen Lösungsansatz für dieses Problem, “strategic underachievement”:
“You’ll inevitably end up underachieving at something, simply because your time and energy are finite. But the great benefit of strategic underachievement—that is, nominating in advance whole areas of life in which you won’t expect excellence of yourself—is that you focus that time and energy more effectively.”
Es ist also Gold wert, wenn du für dich festlegst, in welchen Bereichen deines Lebens es in Ordnung ist, einfach nur durchschnittlich zu sein. Deine Zeit und Energie sind nun mal endlich. Strategisch zu entscheiden, in welchen Bereichen du keine Exzellenz von dir selbst erwartest, hilft dir somit, deine Energie effizienter einzusetzen.
Ein freies Leben nach deinen Vorstellungen
James Clear schreibt:
“It doesn’t make sense to continue wanting something if you’re not willing to do what it takes to get it.
If you don’t want to live the lifestyle, then release yourself from the desire. To crave the result but not the process, is to guarantee disappointment.”
Es ist gut Wünsche und Erwartungen zu haben. Du bist auf dieser Welt, um etwas zu entdecken, zu erleben und zu erschaffen.
Irgendetwas musst du tun. Die große Frage ist nur, was?
Wähle nicht zu viele Dinge, die dir wichtig sind. Und vor allem, wähle sie nicht zufällig.
So viele deiner Begierden, nimmst du über dein soziales Umfeld auf, ohne zu hinterfragen ob es auch tatsächlich das ist, was für DICH erstrebenswert ist.
Hast du erstmal herausgefunden, was dir wirklich wichtig ist, kommt der entscheidende Schritt. Du musst für dich bestimmen, was du bereit bist aufzugeben.
Für mich war es recht einfach, zu erkennen, dass Alkohol mir nicht wichtig ist. Ebenso sind Clubs, Tanzen und Fortgehen Dinge, die ich gerne opfere, weil sie mir ohnehin wenig Freude bereiten.
Auch auf Netflix am Abend verzichte ich gerne, um genügend Schlaf zu bekommen und um 5:30 ausgeschlafen aufstehen zu können.
Das waren die einfachen Dinge. Doch leider muss ich auch Dinge aufgeben, die mir wichtig sind. Beispielsweise wäre ich gerne ein Top Volleyball- oder Tennisspieler. Doch ich habe mich dafür entschieden, dass Sport für mich ein Ausgleich sein soll. Er hilft mir abzuschalten, Freunde zu treffen, Spaß zu haben und etwas für meine Gesundheit zu tun.
Für all das sind keine strikten Trainings und Matches am Wochenende notwendig. Ich spiele einfach, weil es mir Freude bereitet. Andernfalls würde sich Sport zu einem weiteren Punkt auf der To-Do-Liste entwickeln, der mich stresst.
Befreie dich von dem Drang überall großartig zu sein. Sobald du Freude an einer Tätigkeit hast und dich dabei lebendig fühlst, ist das bereits wertvoll genug. Du spielst Tischtennis einfach weil es Spaß macht und nicht, weil du anstrebst, in der Champions League zu spielen.
Suche nach den wenigen Bereichen, in denen du tatsächlich ein Experte sein willst und fokussiere dich darauf. In diesen Bereichen wird stetiger Fortschritt dich glücklich machen. Für diese Ziele ist es auch ok zu leiden. Die Bereitschaft, die extra Meile zu gehen, macht dich zufriedener und gibt deinen Leben Sinn.
Es ist nur einfach nicht möglich, in jedem Bereich noch mehr aus dir selbst herauszuquetschen.
Vergleich dich deshalb auch nicht mit jemandem, der sein gesamtes Leben dafür aufopfert und ein katastrophales Privatleben führt.
Gehe deinen eigenen Weg und werde die beste Version von dir selbst.
Weiterlesen:
“Der Puffer der Freiheit: Wie du die Erfolgsfalle vermeidest”
Buchempfehlung
4000 Wochen – Oliver Burkeman
Abschließend noch ein Zitat von Winston Churchill:
„You will never reach your destination if you stop and throw stones at every dog that barks.“
Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.
Über deine Anmeldung zum Newsletter würde ich mich enorm freuen.