Wie uns unsere Intuition beim Vermögensaufbau im Weg steht

Noch nie gab es bessere Zeiten für Investoren, speziell für Privatinvestoren. Jeder hat Zugang zu tausenden Investments und Fonds, die kaum Geld kosten und in wenigen Minuten kann man einfach übers Smartphone Wertpapiere handeln. All das wäre vor ein paar Jahrzehnten undenkbar gewesen. Doch genau diese Vielfalt ist ein Hauptgrund für die Probleme des heutigen Investierens.

Fluch und Segen

Wahrscheinlich waren noch nie so viele Menschen am Finanzmarkt interessiert und investiert. Das ist eine großartige Entwicklung und zwar nicht nur aus finanzieller Sicht. Investieren ist auch ein Weg, um sich mit verschiedensten Geschehnissen außeinanderzusetzen. Man lernt, informiert sich und setzt dementsprechende Handlungen.

All das war früher nur schwer möglich und vor allem mit hohen Kosten verbunden. Doch heute kann man mit wenigen Klicks, beinahe zum Nulltarif handeln. Allerdings gibt es selten einen Vorteil wo nicht auch ein Nachteil ist… Was könnte also schlecht daran sein?

Was passiert, wenn wir problemlos die selbe Aktie 5 Mal pro Tag kaufen und verkaufen können? Einerseits fangen Menschen an, wie im Casino zu traden, was nicht als investieren, sondern als spekulieren bezeichnet werden sollte. Andererseits ergibt sich auch für langfristige Investoren ein wichtiger Nachteil: Wir hinterfragen ständig unsere Investements.

All die verschiedenen Möglichkeiten verleiten uns dazu, ständig etwas an unserem Portfolio zu ändern. Wir hören Nachrichten über die Entwicklung der Chip-Industrie und glauben, dass wir unsere Investitionen anpassen müssen. Genau da arbeitet unsere Intution gegen uns.

Gegen unsere Intuition

Wir sind gewohnt, dass harte Arbeit sich lohnt. Was tun wir also um etwas zu verbessern? Wir arbeiten daran.

Wir wollen fitter werden? Wir trainieren dafür. Wir wollen bessere Noten im Studium? Wir lernen mehr. Wir wollen Aufstiegschancen im Job? Wir arbeiten länger.

In den meisten Bereichen geht die Rechnung auch auf. Doch der Finanzmarkt hat seine Eigenheiten. Verschiedenste Studien zeigen ganz klar, je mehr Privatinvestoren handeln, desto schlechter ist ihr Anlageergebnis. Wir fallen klassischen psychologischen Stolpersteinen zum Opfer. Wir verkaufen gut laufende Aktien zu früh und halten schlecht laufenden zu lange.

Außerdem überschätzen wir uns selbst und glauben, dass wir mehr wissen als alle anderen. Vergiss nicht, wann immer du eine Aktie kaufst, weil du glaubst, dass sie zu günstig ist, verkauft sie jemand anders, der glaubt, dass sie zu teuer ist.

All das führt zu einem seltsamen Ergebnis: Häufig ist es die beste Alternative NICHTS zu tun.

Damit ist nicht gemeint, dass wir nicht investieren sollten. Es geht darum unsere Investments langfristig zu betrachten und nicht sprunghaft zu agieren. Zu häufig lassen wir uns dazu verleiten unser Portfolio anzupassen und in vielen anderen Bereichen wäre Handeln auch genau der richtige Weg. Doch nicht in der Finanzbranche. In kaum einer anderen Branche ist es das Richtige, nichts zu tun. Es geht gegen unsere Intuition.

Stick to the Basics

Morgan Housel bringt es in seinem sensationellen Buch “The Psychology of Money” auf den Punkt:

“A good definition of an investment genius is the man or woman who can do the average thing when all those around them are going crazy.”

Man wird immer einen Grund finden, warum man in der derzeitigen Phase nicht investieren sollte. Man findet auch immer einen Ökonomen, der eine Krise in den kommenden Monaten prognostiziert. Von all dem solltest du dich nicht beirren lassen.

Die Volatilität, also das auf und ab auf den Märkten, ist die “Gebühr” die wir zahlen, für langfristige Gewinne. Das gehört dazu. Doch genau diese Schwankungen verleiten uns dazu zu glauben, dass wir handeln müssen.

Es ist leichter gesagt als getan, eine ruhige Hand zu bewahren und unabhängig von der Marktphase weiter zu investieren. Nicht umsonst spricht Morgan Housel von einem “Investment Genie”. In einer Phase von guten Gewinnen am Finanzmarkt ist es einfach zu sagen “ich werde die Ruhe bewahren und nicht verkaufen”. Doch wir gehen sogar einen Schritt weiter. Wir glauben, dass wir einen Preisrückgang nutzen würden, um mehr zu investieren. Wirklich? Das würden wir tun?

Man sieht leider immer erst im Rückspiegel, wann der Markt wirklich seinen Boden erreicht hat. Wir kaufen nach dem ersten 20 % Rückgang und der Markt fällt weitere 10 %. Würden wir erneut kaufen? Auch wenn wir tatsächlich nochmal zugreifen, kann der Markt erneut um 20 % fallen. All das hat es in der Geschichte mehrfrach gegeben. Und es war kein kurzer schmerloser Weg von wenigen Wochen. Es kann sich über Monate oder Jahre ziehen.

Der beste Weg durch solche Phasen ist der selbe, wie auch in ruhigen Phasen: Jedes Monat unbeirrt zu investieren.

Es wird immer wieder zu Übertreibungen oder Weltuntergangsstimmungen kommen. Das können wir nicht beeinflussen. Wir sollten uns auf jene Dinge fokussieren, die wir beeinflussen können.

Die drei Hauptthemen sind dabei: eine hohe Sparrate, Geduld und Optimismus, dass die Wirtschaft in den kommenden Jahrzehnten Wert stiftet.

Lass dir nicht von deiner Intuition einreden, dass du etwas ändern musst. Lehn dich zurück und bleib bei deiner Strategie. Das führt langfristig zum Erfolg.

Mehr zum Thema:

Wie Du finanziell unabhängig wirst

Buchempfehlung

The Psychology of Money – Morgan Housel

Abschließend noch ein Zitat von Leo Tolstoy:

“The two most powerful warriors are patience and time.”

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