Angst als Kompass

Unsere Gesellschaft sagt uns, dass Angst etwas Schlechtes ist. Oftmals trauen wir uns deshalb nicht mal mit unseren Freunden über unsere Ängste zu sprechen. Wenn wir Angst verspüren hadern wir mit uns selbst. Oft geht es sogar soweit, dass wir uns selbst weiter hinunterziehen indem wir uns darüber ärgern warum wir überhaupt Angst verspüren. Doch Angst ist ein wahnsinnig wichtiger Wegweiser. Wir müssen nur auf sie hören.

Evolution ist träge

Angst war immer ein wichtiges Gefühl, um unsere Alarmbereitschaft und Einsatzfähigkeit bei Gefahren zu erhöhen. Die Pupillen weiten sich und der Herzschlag wird schneller. Das ist genau was wir brauchen, wenn eine körperliche Gefahr auf uns lauert.

Wenn uns ein Löwe verfolgt, sollten wir uns auf nichts anderes konzentrieren und das Herz so viel Blut wie möglich zu den Muskeln pumpen. Allerdings brachte es unser menschlicher Fortschritt glücklicherweise mit sich, dass wir im Alltag kaum noch körperlichen Gefahren ausgesetzt sind. Deshalb geht es in diesem Artikel auch nicht um diese Form der Angst.

Das Spannende ist ja eher, dass wir vor Veränderungen oder sozialen Ereignissen auch Angst haben. Warum steigt der Puls und wir bekommen schwitzige Hände, bevor wir eine Präsentation vor 50 Leuten halten müssen? Oder warum kann sich nur ein Bruchteil der Menschheit irgendwie vorstellen, sich für nur 5 Minuten Stand-Up Comedy auf die Bühne zu stellen?

Auch diese Angst ist evolutionär bedingt. Früher war es wichtig in einer Gruppe akzeptiert zu sein, um zu überleben. Alleine in der Wildnis ist die Überlebenschance verschwindend gering. Deshalb hat es die Evolution so eingerichtet, dass es uns wichtig ist von anderen akzeptiert zu werden und wir Angst davor haben bloßgestellt zu werden.

Doch in unserer heutigen Zeit, besteht keine Gefahr, wenn uns jemand nicht leiden kann oder jemand unsere Präsentation lächerlich findet. Das hat die Evolution allerdings noch nicht geändert. Wir verspüren Angst immer noch wie ein Mensch in der Steinzeit.

Deshalb ist es so wichtig Angst nicht nur als Warnung vor potenzieller Gefahr zu betrachten.

Angst als Wegweiser

Wir müssen Angst als Wegweiser betrachten. Sie ist vergleichbar mit einem Kind das schreit oder einem Hund der bellt. Angst kann uns ebenfalls nur auf etwas aufmerksam machen, uns aber nicht genauer mitteilen was zu tun ist. Es ist nunmal “nur” ein Gefühl.

Doch dieses Gefühl zeigt uns, dass uns etwas wichtig ist und es vermutlich der richtige Weg ist. Wenn du Angst davor hast endlich deine Idee umzusetzen und dein Unternehmen zu gründen, dann ist es vollkommen normal, dass du Angst verspürst. Die Angst zeigt dir einfach, dass es dir wichtig ist.

Genauso haben wir oft Angst davor fremde Leute anzusprechen. Es ist gut, dass wir Angst verspüren, da es zeigt, dass uns andere Menschen wichtig sind. Doch wir sollten uns auf keinen Fall davon bremsen lassen.

Selbes gilt für die Arbeitswelt. Wenn wir bereits länger in einem Job sind, haben wir die Alltagsaufgaben schon gemeistert und sind souverän. Leider vermeiden viele dann neue Aufgaben, die ihnen ein mulmiges Gefühl bereiten. Doch genau dieses mulmige Gefühl ist der Hinweis für mich, dass es die richtige Aufgabe für mich ist. Es ist eine Chance Neues zu lernen und zu wachsen.

Wenn wir immer wieder auf die Hinweise hören und Aufgaben angehen, die uns leichte Angst bereiten, wachsen wir persönlich gewaltig. Mit jedem Mal kannst du deine Komfortzone weiter vergrößern.

Ich war beispielsweise früher immer wahnsinnig nervös vor Präsentationen und wenn es wichtig ist, ist das auch heute noch so. Doch ich habe das nie als Grund gesehen sie zu vermeiden. Ganz im Gegenteil, ich suche aktiv nach Situationen, die mich aus meiner Komfortzone herausholen. Und mittlerweile unterrichte ich an der Universität und genieße es richtig im Hörsaal vorzutragen.

Wir sollten also auf keinen Fall versuchen unsere Angst loszuwerden. Vielmehr sollten wir lernen die Angst bewusst wahrzunehmen und uns nicht davon abhalten zu lassen. Wenn du beispielsweise eine Person siehst, die du wahnsinnig attraktiv findest, ist es normal nervös zu sein. Du solltest dich aber nicht davon abhalten lassen ihn oder sie anzusprechen. Im schlimmsten Fall hörst du, dass dich dein Gegenüber nicht interessant findet. Aber du wirst hinterher auf jeden Fall froh sein, dass du dich überwunden hast.

Aufregung macht das Leben aus

Rein physisch betrachtet sind die körperlichen Symptome von Angst bzw. Nervosität sehr ähnlich zu einer positiven Aufregung bzw. Begeisterung. Dementsprechend ist es Gold wert, wenn wir lernen Angst als Begeisterung zu sehen. Und wie zuvor angesprochen ist es das ja auch in einer gewissen Form. Wir hätten keine Angst, wenn es uns nicht wichtig wäre.

Wenn wir begeistert sind steigt ebenfalls der Puls und es können die Hände leicht schwitzig werden. Also sehr ähnlich zu dem Gefühl das wir verspüren, wenn wir Angst haben oder nervös sind.

Profisportler haben diese Denkweise meist etabliert. Sie haben typische Symptome, die ein durchschnittlicher Mensch als Nervosität beschreiben würde. Doch wenn die Journalisten fragen, wie sie sich kurz vor dem Wettkampf fühlen, kommt meist eine Antwort in die Richtung: Aufgeregt und motiviert.

Genau mit dieser Einstellung müssen wir auf Herausforderungen zugehen. Denn genau das macht das Leben aus.

Im Nachhinein werden wir uns nie wünschen weniger ausprobiert zu haben. In den meisten Fällen passieren großartige Dinge und es ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, wenn wir unsere Angst überwinden. Und selbst wenn mal etwas schief gehen sollte, lernen wir daraus und wachsen in unserer Persönlichkeit.

Egal wie es kommt, es sind die Ereignisse, an die wir uns ein Leben lang erinnern werden.

Was ich derzeit lese

Derzeit lese ich den #1 New York Times Bestseller “Everything is Figureoutable” von Marie Forleo. Bisher ist das Buch wirklich wahnsinnig motivierend und hat mich auch auf das Thema dieses Artikels gebracht. Denn im 5. Kapital geht es genau darum: “How to Deal with the Fear of Anything”.

Everything is Figureoutable – Marie Forleo

Abschließend noch ein Zitat von Eleanor Roosevelt:

“Do one thing every day that scares you.”

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

Über eine Anmeldung zum Newsletter würde ich mich enorm freuen.


Beitrag veröffentlicht

von