Zu viel Routine im Leben?

Immer wieder habe ich über den Wert von Gewohnheiten und Routinen geschrieben. Sie können uns Tag für Tag, Schritt für Schritt in die richtige Richtung bewegen. Um unsere Leben immer weiter zu optimieren verwenden wir Trainingspläne und Fitness-Tracker. Doch kann das auch zu weit gehen? Können uns unsere Routinen sogar schaden?

Abhängig von unseren Routinen

Ich selbst lege viel Wert auf meine Routinen. Mir ist bewusst, dass sie einen Großteil unseres Lebens ausmachen. Schätzungen gehen hier weit auseinander, aber es ist nicht unrealistisch, dass die Hälfte unserer täglichen Entscheidungen aus Gewohnheiten stammen. Gesunde Gewohnheiten zu etablieren hilft uns also, dass diese zahlreichen unbewussten Entscheidungen uns positiv beeinflussen, anstatt uns zu schaden.

Es gibt mittlerweile auch unzählige Gadgets, die uns dabei unterstützen sollen gesünder zu leben. Egal ob Oura Ring, Apple Watch, Garmin oder Whoop. Diese Tools sollen uns dabei helfen zu erkennen, was uns gut tut, was wir lassen sollten und zeigen uns unseren sportlichen Fortschritt.

Leider werden wir von unseren Routinen und Gadgets immer abhängiger. Es ist großartig, wenn wir täglich in der Früh meditieren, dehnen und kalt duschen. Ich bin auch immer noch ein großer Fan von meinem täglich Frühstücksshake. Problematisch wird es allerdings dann, wenn es uns belastet, wenn wir mal einen oder gar mehrere Tage nicht die Möglichkeit dazu haben.

Das Gleiche gilt für unser Smartphone und unsere Fitness-Tracker. Sie sollen uns unterstützen und nicht abhängig machen.

Es gibt bereits eine Angststörung, bei der wir uns davor fürchten ohne Smartphone unerreichbar zu sein. Der Begriff dafür ist “Nomophobie”, abgeleitet aus dem Englischen “NoMobile-Phone-Phobia”. In leichter Form merken wir das bereits durch ein unangenehmes Gefühl, wenn der Akkustand des eigenen Smartphones niedrig ist.

Vor kurzem habe ich mich selbst dabei erwischt, wie ich mir vor einer Wanderung, für die ich vor 4:00 aufstand, Gedanken machte. Einerseits wollte ich gerne meinen Schlaf tracken und mich von der Apple Watch wecken lassen. Andererseits wollte ich natürlich auch die Wanderung über die Uhr aufzeichnen.

Das hat mich tatsächlich dazu gebracht, mir zu überlegen, wann ich dann Zeit habe, um die Uhr ausreichend aufzuladen. Glücklicherweise habe ich schnell realisiert wie lächerlich das Ganze ist. Ich habe die Uhr einfach über Nacht aufgeladen und mir einen Wecker am Handy gestellt. Doch alleine die Tatsache, dass ich mir darüber Gedanken mache zeigt mir, dass ich unbewusst abhängig von den Geräten bin.

Unzählige Möglichkeiten

In der heutigen Zeit haben wir unzählige Möglichkeiten. Ich finde es großartig, dass ich mit einer Uhr meine Kilometerzeiten, Schlaf und Pulszonen messen kann. Verschiedenste Trainingspläne sind leicht zu finden und Proteinpulver, diverse Nahrungsergänzungsmittel oder Huel helfen uns unsere Ernährung zu optimieren.

Das Problem liegt nicht an den Dingen oder Routinen selbst, sondern an unserem Umgang mit ihnen. Deshalb ist es so wichtig, zu realisieren, was uns tatsächlich einen Mehrwert bringt. Denn wenn wir vollkommen abhängig davon sind, haben wir das Gegenteil erreicht.

Ich lege beispielsweise viel Wert auf Schlaf. Deshalb gehe ich fast täglich um die selbe Zeit schlafen und stehe zur selben Zeit auf. Außerdem ist es im Schlafzimmer vollkommen finster und mein Lichtwecker weckt mich in einer leichten Schlafphase. All das hilft mir dabei, im Alltag voller Energie zu sein.

Doch es wird immer wieder Tage geben, an denen all das nicht möglich ist. Wie gesagt, diese Routinen sollen uns helfen und uns nicht abhängig machen. Wenn wir rundum auf unsere Gesundheit achten, darf uns eine Nacht mit nur 5 Stunden Schlaf nicht vollkommen aus der Bahn werfen.

Ebenso ist es nett, dass wir durch unsere Smartphones und Uhren so viele Möglichkeiten haben. Doch es sollte kein Problem sein, mal ein Monat ohne diese Dinge auszukommen.

Auch ein Trainingsplan ist enorm wertvoll. Solange wir keine Profisportler sind, sollten wir aber trotzdem nicht alles aufgeben, um ja kein einziges Training auszulassen oder abzuändern.

Selbst ein Tag ohne Essen oder voller Fast Food sollte uns auch nicht zu einem Wrack machen.

All das ist mit Sicherheit nicht optimal. Doch unsere Routinen sollen uns nicht nur in jenen Zeiten helfen, in denen alles nach Plan läuft. Es werden unweigerlich auch schwierigere Zeiten auf uns zu kommen. Unsere Routine machen uns robuster und widerstandsfähiger für genau diese Zeiten.

Ich meditiere beispielsweise um bewusster zu Leben und ausgeglichener durchs Leben zu gehen. Das hilft mir nicht nur an jenen Tagen an denen ich meditiere. Genau dann wenn es drunter und drüber geht oder mal ein Rückschlag kommt, macht sich die jahrelange Meditation bezahlt. Das ist das Ziel der Meditation und nicht irgendeinen imaginären Streak aufrechtzuerhalten.

Nichts ersetzt die Arbeit selbst

Alex Hormozi spricht im Podcast Impact Theory darüber, wie sich manche Menschen auf ihre 3-stündige Morgenroutine fokussieren und den Tag als völlig wertlos erachten, wenn sie diese nicht hinbekommen. Sie vergessen dabei häufig, wie viel sie in 3 Stunden täglicher Arbeit erreichen könnten. Dieser 30 Sekunden Ausschnitt ist sehr empfehlenswert: “Stop Your 3 Hour Morning Routine”.

Unsere Routinen sollen ein Mittel zum Zweck sein und uns tatsächlich voran bringen. Wenn wir nur daran festhalten, um einen Streak aufrechtzuerhalten, dann geht es klar am Ziel vorbei.

Zu oft ist es leider nur ein weiterer Punkt auf unserer To-Do-Liste und wir vergessen, warum wir die Routine überhaupt in unser Leben gebracht haben. Wenn es diesen Zweck nicht erfüllt, müssen wir sie wieder aufgeben.

Die Gefahr ist nämlich, dass wir unseren Tag mit so vielen Optimierungsversuchen vollstopfen, dass keine Zeit mehr für die tatsächliche Arbeit bleibt. Unsere Zeit zu optimieren hat den Sinn, produktiver zu werden und unsere Ziele zu erreichen. Allerdings kann es auch ein Mittel sein, um der eigentlichen Arbeit aus dem Weg zu gehen.

Selbst Lesen kann eine Ablenkung sein, in der wir uns selbst einreden, produktiv zu sein. Doch eigentlich fürchten wir uns vor dem nächsten ungewissen Schritt oder können uns nicht aufraffen an unserem Projekt weiterzuarbeiten.

Nichts ersetzt die Arbeit selbst.

Vergiss nicht, die ältere Generation hat unseren Wohlstand aufgebaut und zwar ohne Meditation, Training und perfekte Ernährung. Es waren harte Zeiten und unsere Großeltern haben noch härter gearbeitet.

Wie wertvoll harte Arbeit ist, habe ich bereits im letzten Artikel “3 Tipps um schwere Dinge zu tun” beschrieben.

Ich bin weiterhin ein großer Fan von gesunden Gewohnheiten. Doch wir dürfen uns von einem schlechten Schlafscore oder einem Tag mit mieser Ernährung nicht unterkriegen lassen. Diese Routinen sollen uns helfen ein gesünderes, glücklicheres Leben zu führen und uns nicht abhängig machen.

Du hast dein Leben selbst in der Hand, auch dann wenn nicht alles nach Plan läuft.

Lies dazu auch “Mach was draus” und “Wie wir uns selbst einsperren”.

Buchempfehlung

Do the Work – Steven Pressfield

Der Almanach von Naval Ravikant – Eric Jorgenson

Disziplin – Ryan Holiday

Abschließend noch ein Zitat aus dem Buch “Do the Work” von Steven Pressfield:

„Research can become resistance. We want to work, not prepare for work.“

Hier eine Bücherliste, falls du auf der Suche nach neuen Büchern bist. Wenn du noch nie Hörbücher probiert hast, kann ich dir das Probeabo von Audible empfehlen. Kostet nichts, ist jederzeit kündbar und du kannst dir das Buch auch nachher noch behalten.

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