Das Streben nach Glück

Würde man wahllos Menschen nach ihren Zielen im Leben fragen, würden häufig zwei Antworten vorkommen: glücklich sein und erfolgreich sein. Doch Glück ist für jeden etwas anderes. Allerdings sind sich viele einig, dass sie dann glücklich sind, wenn sie das Ziel XY erreicht haben. Wenn ich das Studium endlich abgeschlossen habe oder wenn ich endlich befördert werde, dann werde ich glücklich.

Die falsche Formel um glücklich zu werden

Die klassische Formel um glücklich zu werden ist, bewusst oder unbewusst, weit verbreitet: Arbeite hart, damit du erfolgreich wirst und wenn du erfolgreich bist, wirst du glücklich sein. Doch Erfolg allein macht nicht glücklich. Ich glaube jeder kennt selbst ein Beispiel, wo man dachte, wenn man ein gewisses Ziel erreicht ist man endlich glücklich und zufrieden. Ist es dann soweit ist man im besten Fall kurz glücklich und setzt sich ein neues Ziel. Im schlechteren Fall fühlt man sich leer, was auch der Grund ist, warum viele Sportler nach Olympia mit Depressionen kämpfen.

Sobald man einen Erfolg erreicht, stellt das Hirn sofort den notwendigen Erfolg um glücklich zu sein eine Stufe höher.

Ein klassisches Beispiel für diese Denkweise ist das in Asien weit verbreitete “Tiger Parenting”. Die Eltern quälen die Kinder in der Schulzeit dermaßen, dass sie die dafür hassen. Die Eltern glauben sie werden danach dankbar sein, wenn sie durch die harte Arbeit an Top Unis angenommen werden und erfolgreich sind. Einige schaffen es dann tatsächlich nach Harvard oder Stanford. Doch wenn man dann an der Top Uni ist, möchte man Praktika machen und super Noten haben, um einen guten Job zu bekommen. Hat man dann einen super Job, muss ein Verkaufsziel erreicht werden. Hat man dieses Verkaufsziel erreicht, wird es verdoppelt. Das ist allerdings nicht das Problem. Wir wollen Wachstum und das ist gut so. Das Problem ist, wo glücklich sein in dieser Gleichung vorkommt. Wenn man nämlich erwartet, glücklich zu sein, nachdem man einen bestimmten Erfolg erreicht hat, wird es nichts. Man kann nicht erst nach einem Ziel glücklich sein, wenn sich das Ziel ständig bewegt.

Der Zusammenhang von Glück und Erfolg

Glücksforscher studierten Menschen, deren Erfolg kontinuierlich anstieg, um zu überprüfen, wie sich ihr Glücks-Level verhält. Spannenderweise bleibt das Glücks-Level eine Horizontale.

Der Schlüssel ist Menschen dazu zu bringen, deren soziale Kontakte und die Bedeutung der Beziehungen wertzuschätzen, ihre Optimismus-Levels zu erhöhen und Stress als Herausforderung zu sehen, anstatt als Gefahr. Forscher finden, dass dadurch die Erfolgsrate sowohl im schulischen, als auch im beruflichen Kontext, dramatisch ansteigt.

Die Gleichung geht also in die andere Richtung. Steigende Erfolgsraten haben flache Glücks-Levels zur Folge. Steigende Glücks-Levels hingegen, erhöhen die Erfolgsrate enorm.

Wenn man sich die Freshmen, also die erstsemestrigen Studenten in Harvard ansieht, merkt man sofort einen klaren Unterschied. Egal wie glücklich alle Studenten 2 Wochen vor Uni-Beginn waren, dass sie Harvard besuchen können, 2 Wochen nach Uni-Beginn gab es zwei Gruppen. Die einen, die es immer noch genossen haben, mit unglaublichen schlauen Kollegen zu studieren und für die Möglichkeit dankbar waren. Die anderen, die vom Arbeitsaufwand überwältigt und von der starken Konkurrenz eingeschüchtert waren und sich nur mit den anderen verglichen.

Der Erfolg in Harvard angenommen zu werden, führte für viele also absolut nicht zu dem gewünschten Ergebnis. 80 % haben in einer Crimson-Umfrage angegeben, in den 4 Jahren Depressionen erlebt zu haben. Eine Studie aus dem Jahr 2003 vom University Health Service fand, dass 10 % der 2000-6000 Undergraduates Selbstmordgedanken hatten. Das ist eine absurd hohe Zahl.

Lese dazu auch den Artikel “Der Vergleich mit anderen“.

Das Gegenteil von glücklich sein

Dieser Artikel soll auf keinen Fall zu dem Trugschluss führen, dass man nicht Gas geben oder sich keine Ziele stecken sollte. Es ist nämlich essentiell zu verstehen, dass unglücklich sein nicht das Gegenteil von glücklich sein ist. Unglücklich sein kann enorm wichtig sein, da wir etwas daraus lernen. Unglück bringt dich beispielsweise dazu eine Beziehung zu beenden, die dir nicht gut tut oder den Job zu kündigen, der eine einzige Belastung ist.

Laut Shawn Achor, dem Autor von “Das Happiness-Prinzip“, ist das Gegenteil von Glück Apathie, also Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit. Das Schlimmste ist also nicht unglücklich zu sein, denn das spornt wenigstens dazu an, etwas an seiner Situation zu verändern. Weit problematischer ist es, keinen Antrieb zu haben und sich für nichts mehr begeistern zu können.

Die umgekehrte Formel

Es ist also nicht der Erfolg, der uns glücklich macht, sondern das Glück, das uns erfolgreich macht. Die Definition der alten Griechen für Glück trifft es meiner Meinung nach sehr gut: “Happiness is joy on the way to our potential.” Wir sollten es also genießen zu lernen und uns stetig zu verbessern. Das Ziel ist unser eigenes Potential zu verwirklichen, also die beste Version von uns selbst zu werden und den Prozess dorthin zu genießen. Die Freude und positive Einstellung bringt dabei unglaubliche Vorteile. Es wird Dopamin ausgeschüttet, das alle Lernzentren in unserem Hirn aktiviert und uns motiviert.

5 nachgewiesene Wege für einen langfristigen positiven Effekt:

– Vor dem Schlafen jeden Tag an 3 Dinge denken, für die man dankbar ist
– Journaling
Sport
Meditation
– Kleine Nettigkeiten im Alltag

Wir Menschen haben Freude am Fortschritt. Wie Tony Robbins sagt “Progress equals happiness”. Versuch also jeden Tag ein bisschen besser zu werden und den Weg dabei zu genießen.

Abschließend noch ein Zitat von Shawn Achor:

“Happiness is a mindset for your journey, not the result of your destination.”

Wenn du auf der Suche nach neuen Büchern bist, kann ich dir diese Bücherliste empfehlen. Über eine Anmeldung zum Newsletter würde ich mich enorm freuen.


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