Ein Perspektivenwechsel für ein glücklicheres Leben

Viel zu oft ist Weihnachten nichts weiter als ein zusätzlicher Stressfaktor. Davor müssen wir die olympische Aufgabe lösen, für jeden das passende Geschenk zu finden und in der Arbeit muss alles noch vor den Feiertagen erledigt werden. Denn scheinbar gibt es kein neues Jahr. Alles muss davor abgeschlossen sein. Ist es dann endlich so weit, eilen wir von Familienbesuch zu Familienbesuch. Dabei vergessen wir, dass es vielleicht das letzte Weihnachtsfest ist, dass wir mit einem geliebten Menschen verbringen dürfen. Wäre uns das bewusst, würden wir die Zeit mit Familie und Freunden auf eine besondere Weise genießen. Es ist eine Frage der Perspektive. Genau darum geht es in diesem Artikel.

Zu enger Fokus

Unsere Arbeit oder unsere Ausbildung nimmt einen großen Teil unseres Lebens ein. Wir verbringen häufig mehr Zeit mit unseren Arbeitskolleginnen oder Studienkollegen, als mit unserer Partnerin und auf jeden Fall mehr, als mit unserer Familie. Das ist grundsätzlich nicht wertend, sondern einfach eine Tatsache.

Das Problem dabei ist, dass somit auch die Arbeit oder das Studium in den Fokus rückt. Alles dreht sich um die Performance in diesem einen Bereich und wir glauben fälschlicherweise, dass das auch alle anderen so sehen. In unserem kleinen Dunstkreis bilden wir uns ein, dass wir wichtig sind und zur Elite gehören. Oder wir stehen ganz unten in der Hierarchie. Doch wir vergessen dabei, dass all das die Menschen außerhalb dieses Dunstkreises nicht im Geringsten interessiert. Allerdings ist uns das zu der Zeit nicht bewusst. Deshalb machen wir sogar unseren Selbstwert davon abhängig.

Durch den Fokus auf unsere Arbeit, vernachlässigen wir leider häufig unsere Beziehungen. Dabei wären sie der Anker in unserem Leben. Sie geben uns Stabilität und Lebensfreude.

Es kommt unweigerlich der Punkt, an dem etwas im Job oder im Studium nicht nach Plan läuft. Ist es dann soweit, kommen wir in eine negative Spirale. Es fehlen die wertvollen Beziehungen, die uns Halt geben. In der Nacht wachen wir auf und machen uns über die eine Sache Gedanken. Wir machen uns vor, dass es das Wichtigste auf der Welt ist und sich alles um uns dreht. Wir schlafen schlecht, haben einen verstimmten Magen und unser Gesundheitszustand leidet darunter. Das bringt uns dazu, uns noch weiter in das eine Thema einzugraben, was wiederum dazu führt, dass wir weniger Zeit mit unseren Freunden und unserer Familie verbringen.

Immer wieder wälzen wir negative Gedanken und machen uns Sorgen was passieren könnte. Wir haben Angst vor großen Entscheidungen. Anstatt neue Dinge auszuprobieren, grübeln wir stundenlang darüber, was alles schief gehen könnte und verwerfen die Idee wieder.

Wie der Philosoph Seneca bereits gesagt hat, leiden wir mehr in unseren Gedanken, als wir das im wahren Leben tun.

Wir machen uns Sorgen über Dinge die A nicht passieren und die wir B sowieso nicht ändern können.

Doch warum eigentlich? Es gibt so vieles im Leben wofür wir dankbar sein können, aber wir fokussieren uns auf unsere Probleme?

Worum es eigentlich geht

In verschiedensten Videos geben alte Menschen Ratschläge, was sie anders machen würden, wenn sie die Chance hätten, alles nochmal zu machen. Keiner von ihnen wünscht sich mehr gearbeitet zu haben oder mehr Geld verdient zu haben. Zwei Antworten kommen immer wieder:

  1. Sich weniger Sorgen zu machen
  2. Mehr Zeit mit geliebten Menschen verbringen

Den ersten Punkt finde ich sehr inspirierend. Diese Menschen haben enorm viel erlebt und durchgemacht. Trotzdem würden sie nichts ändern, mit Ausnahme des einen Unterschieds, voll und ganz im Moment zu leben, ohne sich Sorgen zu machen. Der Schmerz eines negativen Ereignisses ist immer der selbe. Sorgen ändern nichts daran. Sie verschlechtern nur die Zeit bis zum potentiell Eintritt der negativen Situation.

Mir ist völlig bewusst, dass die Umsetzung leichter gesagt als getan ist und ich bin selbst noch weit davon entfernt sorgenfrei durchs Leben zu gehen. Doch es ist definitiv ein erstrebenswertes Ziel und eine regelmäßige Erinnerung, das Leben nicht zu ernst zu nehmen, schadet auf keinen Fall.

Der zweite Punkt sollte uns zum Nachdenken anregen. Weihnachten ist dafür wahrscheinlich die optimale Zeit. Wenn uns jemand fragen würde, was uns im Leben am wichtigsten ist, wie würden wir antworten? Wäre der Erfolg und unser Job an erster Stelle? Oder doch eher unsere Familie, unser Partner oder unsere Kinder?

Wir behaupten, dass unsere Beziehungen uns so wichtig sind, aber wo zeigt sich das in unserem Leben?

Ich bin definitiv ein Verfechter davon, Arbeit nicht als ein notwendiges Übel zu betrachten. Sie gibt uns Erfüllung, Entwicklungsmöglichkeit und das Gefühl, gebraucht zu werden. Darüberhinaus haben wir hoffentlich Kollegen mit denen wir gerne Zeit verbringen.

Sich nur aufs Privatleben zu fokussieren wäre also auch nicht die optimale Lösung. Es braucht beide Komponenten. Doch die Gefahr ist meist nicht, dass wir zu wenig Zeit mit Arbeit und zu viel Zeit mit unserer Familie und unseren Freunden verbringen. Das Gegenteil ist der Fall.

Deshalb müssen wir versuchen, uns bewusst Zeit zu nehmen, für die Menschen die uns wichtig sind. Dafür haben wir mittlerweile zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten, auch wenn die geliebte Person nicht in unserer unmittelbaren Umgebung wohnt.

Oft sind es Kleinigkeiten die dir selbst, aber auch deinem Gegenüber enorme Freude bereiten. Eine kurze nette Nachricht, wenn du an jemanden denkst. Ein Videoanruf am Abend oder ein einfaches Telefonat während dem Spazierengehen. Wenn du alte Bilder durchschaust, kannst du es jener Person schicken, mit der die du Erfahrung geteilt hast.

Leider bilden wir uns häufig ein, dass mehr Zeit mit unseren Liebsten unsere Karriere beeinträchtigt. Doch das ist zu kurzfristig gedacht. Langfristig gilt das genaue Gegenteil. Ein funktionierendes, unterstützendes privates Umfeld, gibt uns Energie und Zuversicht. Und noch wichtiger, es hilft uns, nicht alles zu ernst zu nehmen.

Genieße deine Zeit

Eines meiner Lieblingszitate stammt von Konfuzius:

Wir alle haben zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn wir realisieren, dass wir nur eines haben.

Im Hinterkopf ist uns allen bewusst, dass wir und auch unsere geliebten Menschen nicht ewig leben. Doch wir wollen uns nicht damit beschäftigen. Krankheiten und Unfälle passieren anderen, aber nicht uns selbst. Würde uns klar sein, dass es die letzte Begegnung mit einer bestimmten Person ist, würden wir ganz anders damit umgehen. Wir würden uns voll und ganz darauf fokussieren und jeden Augenblick genießen.

Genau so ist es mit den Feiern im Kreise unserer Familie. Wir nehmen sie als selbstverständlich hin. Doch wer weiß wie oft wir noch die Möglichkeit dazu haben. Die Kinder werden älter und gründen ihre eigene Familie. Unsere Großeltern werden älter und können die Feierlichkeiten nicht mehr genießen. Weihnachten wie dieses Jahr, dürfen wir vielleicht noch öfter erleben, aber die Anzahl lässt sich wohl auf einer Hand abzählen.

Das soll auf keinen Fall negativ gesehen werden. Vielmehr soll es uns bewusst machen, wie besonders jeder Moment ist und wie dankbar wir dafür sein können. Genau darum geht es. Wenn wir das realisieren, sitzen wir nicht während der Familienfeier auf der Couch und scrollen durch Instagram oder TikTok. Wir spielen mit unserer Familie, erzählen Geschichten, lachen darüber und genießen einfach den Moment.

Genau so soll es sein. Die Zeit mit deinen Liebsten ist etwas Besonderes. Genieße sie und trau dich auch zu sagen, wie wichtig sie dir sind und wie dankbar du ihnen bist. Wer weiß wie oft du noch die Chance dazu hast.

Frohe Weihnachten!

Buchempfehlung

The Second Mountain – David Brooks

Abschließend noch ein Zitat von Etta Sawyerr

“Enjoy today. It is one of the “good old days” you will miss in the future!”

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